“Direktheit statt Arroganz”

“Direktheit statt Arroganz”
Von Philipp

Interview mit Urte Steinberg
Interview mit Ole Bues
Interview mit Traudchen Perrefort

Dass bei der Pinneberger Bürgermeisterwahl als schwierig vermutete Parteienkonstellationen zustande kommen, zeigt auch Meike Oltmanns-Hase, die mit Unterstützung von Grünen, FDP und Bürgernahmen ins Bürgermeisteramt möchte. Mit Pressident spricht sie u.a. über die Bedeutung von Social-Media-Wahlkampf.

Pressident: Wir haben uns in der Stadt umgeschaut und uns ist sofort ihr Wahlplakat mit dem  Schriftzug “Ich kann’s besser!” aufgefallen. Sehen Sie sich als selbstbewusste Frau?

Oltmanns-Hase: Ja, unbedingt. Das verfolgt mich schon mein ganzes Leben, dass man mir nachsagt, ich sei selbstbewusst. Ich bin kein Freund von Ausreden, ich bringe die Dinge auf den Punkt und fahre immer meine Linie.

Pressident: Glauben Sie, dass Ihr Selbstbewusstsein bei einigen Wählern als arrogant wahrgenommen wird?

In unserer Kultur ist es üblich, dass wir lieber um das Geschehen herum reden. Das ist nicht mein Ding. So werde ich hin und wieder darauf angesprochen, kann es aber meistens auch wieder ausräumen und Arroganz in Direktheit wandeln.

Pressident: Gibt es denn Merkmale, wo die anderen Bewerber bei den Wählern auch besser dastehen?

Oltmanns-Hase: Ich hatte dem Forum Unserpinneberg gesagt: Besser singen als ich können sie allemal. Aber Spaß beiseite: Jeder sollte seine eigenen Qualitäten in den Vordergrund stellen.

Pressident: Zum Beispiel bei der Homepagegestaltung?

Oltmanns-Hase:  Ich finde meine Homepage gut. Ich sehe überall Leute in lila Klamotten herumlaufen. Wenn man mir sagt, lila sei altmodisch, dann kann ich dem nicht zustimmen.

Pressident: Welches Medium würden Sie als wirkvollstes empfinden?

Oltmanns-Hase: Das Gespräch. Das ist mit Abstand das wirksamste Medium. Ich habe noch nicht erlebt, dass irgendein elektronisches Gerät das persönliche Gespräch ersetzten kann.

Pressident: Als einziger Kandidat machen Sie zur Zeit ernsthaft Social-Media-Wahlkampf. Wie wichtig ist Ihnen das Internet?

Oltmanns-Hase: Ich wäre ohne Internet verloren. Nicht nur im Wahlkampf. Jeder kommuniziert auf einen anderen Weg. Es gibt viele Menschen, die über Internet kommunizieren. Und da will ich dann auch mitmachen.

Pressident: Selbst Google-Anzeigen nutzen Sie als Werbemittel…

Oltmanns-Hase: Ja. Es hat sich gezeigt, dass das funktioniert, als wir vor vielen Jahren unsere Bürgerinitiative schnell bekannt machen mussten.

Pressident: Versuchen Sie übers Internet vor allem Jugendliche anzusprechen?

Oltmanns-Hase: Das war unsere Hoffnung und wir haben es deswegen auch versucht. Ich finde es jetzt aber erstaunlich, dass vorwiegend meine Generation und älter, aber wenig Jugendliche mich auf Facebook unterstützen. Vielleicht ist das doch nicht der richtige Weg, um die Jugend zu erreichen.

Pressident:  Was haben Sie für Versprechen an die Jugend in Pinneberg?

Oltmanns-Hase: Ich brauche junge Leute, die mir in diesen Situationen helfen und mich unterstützen. Denn was bringt es, wenn ich für die Jugendlichen etwas einrichte, diese das aber gar nicht haben wollen?

Pressident: In der Vergangenheit war es so, dass die Meinung der Jugendlichen in Pinneberg nicht berücksichtig wurde.

Oltmanns-Hase: Und nicht nur bei den Jugendlichen! Ich habe oft erlebt, dass die Meinungen von Bürgen nicht berücksichtigt wurden. Das will ich ändern. Ich werde dafür sorgen, dass vor allem die Meinungen der Bürger mehr diskutiert und berücksichtigt werden. Wofür fragen wir denn die Leute, wenn wir es dann sowieso wieder in die Schublade schieben?

Pressident: Sie wohnen in der Nähe der THS. Schämen Sie sich für den baulichen Zustand der Schule oder sind Sie mit der Schulpolitik der Stadt zufrieden?

Oltmanns-Hase: Ja, ich schäme mich! Ich glaube zum Beispiel, auch wenn ich es nicht beweisen kann, dass es meiner Tochter gesundheitlich besser geht, seitdem sie nicht mehr an der THS ist. Das kann natürlich daran liegen, dass an ihrem jetzigen Studienort einfach andere Luft ist. Aber wir haben ja alle die Schimmelsanierung mitbekommen. Wir haben jetzt von Formaldehyd gehört. Pinneberg kann deswegen nicht sagen, wir haben Millionen für Riesenprojekte, aber wir haben kein Geld, um für die Gesundheit unserer Kinder, an der eigenen Schule, zu sorgen.

Pressident: Wie wollen Sie die Bildungspolitik verändern?

Oltmanns-Hase: In erster Linie ist die Stadt für die Schulgebäude verantwortlich. Ein Beispiel: Bei der aktuellen Formaldehyd-Geschichte werde ich zur Politik gehen und sagen: „Da muss jetzt Geld investiert werden.“ Auch wenn wir gerade erst in diese Richtung einen guten Schritt gemacht haben, ist trotzdem noch viel zu tun!

Meike Oltmanns-Hase, Bürgermeisterwahl 2012

Oltmanns-Hase: “Ich kann’s einfach”

Pressident: Wann haben Sie sich dazu entschlossen, Bürgermeisterin zu werden?

Oltmanns-Hase: Schon vor 4 Jahren. Aber da standen die Chancen nicht sonderlich gut. Vor kurzem kam dann aber wieder meine Freundin von der FDP zu mir und wollte, dass ich mich bewerbe. Dann habe ich das mit der Familie abgeklärt und schon ging es los.

Pressident: Haben Sie keine Bedenken, dass Sie zu wenig Zeit für die Familie haben werden? Ihre Tochter geht in den Kindergarten und möchte ihre Mutter doch bestimmt auch das ein oder andere Mal zu Gesicht bekommen.

Oltmanns-Hase: Ich arbeite um die Ecke, da sehe ich kein Problem. Selbst wenn ich zuhause arbeite und angerufen werde, bin ich problemlos in fünf Minuten im Rathaus. Ich wohne ja nicht in Altona. Und natürlich wird mich meine Tochter auf jeden Fall häufig im Rathaus besuchen.

Pressident:  Der Wahlkampf läuft gut?

Oltmanns-Hase: Ja, der läuft gut. Der ist super spannend. Und natürlich auch sehr anstrengend.

Zu den Interviews mit den anderen Kandidaten

Pressident: Wer hätte die besten Chancen auf den Job des Bürgermeisters, wenn Sie nicht da wären?

Oltmanns-Hase:  Ich glaube, dass läuft auf ein Rennen zwischen Frau Steinberg und mir hinaus. Das bestätigen mir auch viele, mit denen ich spreche.

Pressident: Sie haben bereits Erfahrungen durch die Bürgerinitiative ,,BIENEH”. Warum sind Sie dort ausgetreten?

Oltmanns-Hase:  Ich bin nicht ausgetreten. Ich habe nur mein Amt als Pressesprecherin niedergelegt. Eigentlich wollte ich das erst im Falle meiner Wahl tun, aber die Situation habe ich ein bisschen unterschätzt.

Pressident: Was soll aus dem Gelände der Eggerstedt-Kaserne werden?

Oltmanns-Hase: Ich hätte gerne einen verkehrsarmen “Modell-Stadtteil” mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln, einen grünen Bildungsstandort, wo die Bäume stehen bleiben sowie Wohnhäuser und Gewerbe.

Pressident: Sie sind seit 2 Jahren Mitglied der Grünen, die Sie auch unterstützen. Haben Sie eine Idee, warum CDU und SPD Urte Steinberg im Wahlkampf helfen und nicht Ihnen?

Oltmanns-Hase: CDU und SPD kennen mich über die Bürgerinitiative. Und ich glaube, dass es ein paar Vorbehalte gibt. Ich habe mich mit den Vertreter von CDU und SPD hier in Pinneberg kurz unterhalten und natürlich werden wir zusammenarbeiten. Doch das Rückgrat, was ich habe, mögen die nicht so richtig.

Pressident: Ole Bues sagte uns, keine Parteienunterstützung sei für ihn ein Vorteil. Sie freuen sich über den Support von Grünen, FDP und Bürgernahen. Wer hat Recht?

Oltmanns-Hase:  Beide. Ich sehe die Unterstützung positiv, da ich alle drei Parteien gut kenne. In meiner Zeit bei der Bürgerinitiative BIENEHhabe ich meine Zeit damit verbracht, FDP, Bürgernahe und die Grünen zusammenzuführen. Das hat geklappt und das kann ich mir auf meine Kappe schreiben.

Pressident: Ihr Lebenslauf zeigt, dass Sie in Ihrem Berufsleben bereits verschiedenste Wege gegangen sind. Sie haben von einer Fluggesellschaft bis zum Bauunternehmen schon einiges kennengelernt. Wieso jetzt ausgerechnet Politik?

Oltmanns-Hase: Bürgermeisterin ist ja nur ein bisschen Politik. Denn Bürgermeisterin ist fast ein reiner Verwaltungsjob, zwar mit Gestaltungmöglichkeit, aber eben „nach bestem Wissen und Gewissen“. Klar, in dem Moment, wo ich z.B. versuche Gewerbe anzusiedeln, kann ich da natürlich ein bisschen politisch agieren. Aber das ist ein ganz kleiner Prozentsatz.

Pressident: Welche Erfahrungen könnten Ihnen als Bürgermeisterin am hilfreichsten sein?

Oltmanns-Hase:  Ich kann das einfach! Bei meinen letzten Jobs war ich immer die Person, die die Arbeiten der Eben geleitet hat. Ich habe meiner Geschäftsführung, dieich hier mit der Ratsversammlung vergleiche, Vorschläge gemacht, wie sie handeln können.

Pressident: Wo würden Sie vorschlagen im Haushalt zu sparen?

Oltmanns-Hase: Der Finanzbereich in der Verwaltung muss erstmal funktionieren. Das heißt, zunächst muss ich die Mannschaft darauf einstimmen, dass wir wie ein Finanzbereich arbeiten. Ich glaube, wir können schon sparen, wenn wir wirtschaftliches Denken einführen. Wir müssen uns die Risiken angucken, bevor wir etwas planen. Sparen tut man, wenn man sich den besten und den schlechtesten Fall anguckt und dann erst entscheidet.

Pressident: Was für Einnahmequellen würden Sie für Pinneberg vorschlagen?

Oltmanns-Hase: Wir müssen uns Gewerbe holen. Wir haben ja genug Gebiete, die dafür in Frage kämen. Und ich möchte mich auch in anderen Gemeinden nach deren Modellen erkundigen. Abgucken und besser machen hat schon immer geholfen!

Pressident: Nun muss auch nicht alles schwarzgemalt werden. Was finden Sie denn in Pinneberg lobenswert, woran würden Sie mit ihrer Arbeit positiv anknüpfen?

Oltmanns-Hase: Klasse finde ich den Verein “Stadtmarketing/Citymanagement Pinneberg e.V.”. Die haben ja den Weihnachtsmarkthierher geholt. Ich finde den Rosengarten schön und ich freue mich über das viele ehrenamtliche Engagement in der Stadt.

Pressident: Haben Sie einen Lieblingsort in Pinneberg?

Oltmanns-Hase: Wenn mein Mann kocht, dann ist die Küche mein Lieblingsort. Ich bin ein Familienmensch!

Pressident: Sie wollen mehr Bürgerbeteiligung und ein gemeinsames Miteinander. Wie möchten Sie das umsetzten?

Oltmanns-Hase: Wir haben z.B. zur Zeit das Prinzip, dass Sachen beschlossen und erst dann die Bürger informiert werden. Ich möchte die Bürger sofort – nämlich bereits bei der Planung – miteinbeziehen.

Pressident:  Auf Ihrer Homepage formulieren Sie klare Ziele, gehen auf allerlei Themen ein. Bringt das nicht auch das Risiko, entstandene Erwartungen später nicht mehr erfüllen zu können?

Oltmanns-Hase: Nein, das mache ich ja aus Überzeugung. Ich stehe zu dem, was ich sage.

Pressident: Machen Sie von morgens bis abends Wahlkampf?

Oltmanns-Hase: Vom Grundgedanken her ja – selbstverständlich. Selbst wenn ich zu Hause bin, dann beantworte ich noch E-Mails, organisiere, etc.. Der ganze Tag dreht sich eigentlich um den Wahlkampf.

Pressident: Kurze Frage, schnelle Antwort. Welche drei Themen sind ihnen am wichtigsten?

Oltmanns-Hase: Finanzen, Kinder, Innenstadt.

Pressident: Zum Thema Innenstadt: Wollen Sie viel Geld ausgeben für die Neugestaltung oder versuchen anderweitig etwas Neues aufzubauen?

Oltmanns-Hase: Ich will, dass wir uns erstmal ein Ziel setzen. Wo wollen wir mit der Stadt in 20 Jahren hin? Unsere Stadt hat zwei Flüsse, die man perfekt nutzen kann. Aber dies tun wir nicht. Man könnte doch versuchen, die Innenstadt an die Mühlenau oder an die Pinnau umzusiedeln. Denn der Mensch wird bekanntlich vom Wasser angezogen.

Pressident: Umwelt vs. Wirtschaft. Was ist Ihnen wichtiger?

Oltmanns-Hase: Eindeutig die Umwelt. Manchmal muss auch mal die Umwelt einen Rückzieher machen, aber man muss natürlich immer einen Weg finden.

Pressident: Wie ist Ihre Meinung zu Themen wie Neubebauung oder zu einer Durchgangsstraße vom Rehmen bis in die Innenstadt?

Oltmanns-Hase:Einen Durchstich durch den Fahlt finde ich ganz unterirdisch. Das bisschen Grün, das wir hier haben, sollten wir auch behalten. Das Rehmenfeld ist auch grün, allerdings in privater Hand und, wenn ich mich richtig erinnere, Baumschulland. Es liegt sehr nah an der Autobahn – so dass sichdiese Fläche als Gewerbegebiet eignen könnte. Im Moment kein Thema, wird es aber sicher wieder werden. Ich will, ob hier oder für ganz Pinneberg, mit Politik und Bürgern gemeinsam ein nachhaltiges Konzept entwickeln.

Pressident: Wir danken für das Gespräch.

Interview mit Urte Steinberg
Interview mit Ole Bues
Interview mit Traudchen Perrefort