Nicht alles schlecht reden

Von Jonas

Interview mit Urte Steinberg
Interview mit Meike Oltmanns-Hase
Ole Bues

Traudchen Perrefort hat als erste Kandidatin ihre Bewerbung für das Bürgermeisteramt abgegeben. Die Verwaltungsfachfrau gibt im Interview mit Pressident viele Einblicke in ihre Arbeit der letzten Jahre.

Pressident: Frau Perrefort, wir können singen, malen und lateinische Texte lesen.

Traudchen Perrefort: Bitte?

Pressident: Alles Fertigkeiten, die man nicht braucht, um dieses Interview zu führen. Warum werben Sie damit, dass Sie Kühe melken und Trecker fahren können?

Perrefort: Ich kann das wirklich! Aber ich habe auch dazugesagt, dass das nicht die Qualifikation ist, um Bürgermeisterin zu werden. Trotzdem glaube ich, dass mich einige um diese Fähigkeit beneiden.

Pressident: Spaß beiseite: Frau Perrefort, warum konnten Sie gar keine Partei als Unterstützerin für sich gewinnen?

Perrefort: Die Parteien hatten diesen Posten nur einmal zu vergeben. Ich kenne das ja selbst aus Vorstellungsgesprächen die ich auch öfters bei uns in der Verwaltung führe. Hier kann man sich auch nur für einen entscheiden.

Pressident: Hätten sie sich denn darüber gefreut, wenn man sie gefragt hätte?

Perrefort: Ich habe mit den Parteien gesprochen und mir ist bewusst, dass die Entscheidung für einen Kandidaten fallen musste. Aber natürlich hätte ich mich gefreut, sonst hätte ich ja nicht das Gespräch gesucht.  Ich kenne die Situation auch aus dem Sport:  Man ist nicht gefeit davor zu gewinnen, aber auch nicht davor, dass man es eben nicht wird.

Pressident: Viel Geld für den Wahlkampf geben Sie trotzdem aus. Plakate, Flyer und Homepage wirken einheitlich. Was aber gänzlich fehlt: Social-Media-Marketing.

Perrefort: Ich möchte gerne alle Generationen ansprechen. Und was mir da immer ganz besonders wichtig ist, ist das persönliche Gespräch!

Pressident: Allerdings ist Social-Media ja eine ganz gute Möglichkeit, gerade die junge Generation anzusprechen .

Perrefort: Vielen Dank für den Tipp.  Ich werde mal sehen, ob ich da noch verstärkt tätig werden kann. Jedoch ist es doch für die jungen Leute auch schön, mit den Menschen direkt sprechen zu können? Sich einfach  zu sehen und beobachten, wie der Gesichtsausdruck oder die Körpersprache ist. Ist das nicht auch ein großer Wert?

Pressident: Jedoch bleibt die Frage, wie man überhaupt erst einmal auf sich aufmerksam macht und das Interesse der Jugendlichen weckt.

Perrefort: Gerade bei meinem Fachbereich Bildung, Soziales, Kultur und Sport spreche ich alle Generationen an – natürlich auch die Jugendlichen. Außerdem ist der große Vorteil beim persönlichen Gespräch, dass man Nachfragen gleich direkt beantworten kann.

Pressident: Sie sind ja nun die älteste Kandidatin – das dürfen Sie nicht persönlich nehmen – aber die Frage drängt sich ja schon auf, wie – bitte konkret – wollen Sie die Jugendlichen – vor allem mit Bezug auf den Wahlkampf – erreichen?

Perrefort: Durch meine jetzige Tätigkeit habe einfach die größten Möglichkeiten. Ich setze mich dafür ein, dass für Kinder und Jugendliche hier viel getan wird. Das ist häufig nicht sichtbar – und wird mitunter auch als Selbstverständlichkeit hingenommen. Zum Beispiel  wird besonders die Jugend in den Sportvereinen gefördert. Natürlich kann ich nicht mit jedem einzelnen Jugendlichen sprechen und alle Interessen berücksichtigen. Aber ich glaube, dass ich durch meine bisherige Tätigkeit nahe an der Jugend dran bin, um die Lebensqualität für Kinder und Jugendliche zu sichern.

Liebt das Fahrrad: Traudchen Perrefort

Pressident: Was haben Sie im Wahlkampf schon für Erlebnisse gemacht? Haben sie schon viele Leute im Wahlkampf erreicht?

Perrefort: Unbedingt! Vergangenen Samstag sind Leute extra zu meinem Infostand hingekommen und haben mir viele interessante Fragen gestellt. Ich bekomme viele Mails und Anrufe. In dieser Intensität und auch in dieser Herzlichkeit hatte ich das nicht erwartet.

Pressident: Und gleicht dann auch die viele Arbeit aus, die Sie damit haben. Hätten Sie mit so viel Arbeit gerechnet?

Perrefort: Von meiner Mentalität und von meiner Herkunft aus der Landwirtschaft kenne ich das nicht anders, dass es immer Situationen gibt, wo man sich total  engagieren muss. Daher weiß ich, wenn man Erfolg haben will, dann muss man auch etwas dafür tun.

Pressident: Als langjährige Rathausmitarbeiterin wissen Sie um die schulische Situation in Pinneberg am besten Bescheid, das vermutet man zumindest. Wurde in Pinneberg genug in die Bildung investiert?

Perrefort: Ich habe  einen guten Überblick über alle Aufgabenbereiche. Daher weiß ich auch, dass Pinneberg  einen viel zu hohen Schuldenstand hat! Dem gegenüber stehen  zu geringe Einnahmen. Wenn man sich dann  vor diesem Hintergrund die politischen Entscheidungen ansieht, dann ist der Bildungs- und Betreuungsbereich immer relativ gut weggekommen, d. h., dass Politik und Verwaltung haben stets das ihnen Mögliche in Bildung investiert.

Pressident: Sanierung der Außenfassade, Erneuerung des Innenhofes, von Giftstoffen befallenes Mobiliar. Kann man da sagen, genug investiert zu haben?

Perrefort: Ich glaube alle in der Verwaltung und in der Politik würden gerne mehr machen. Deshalb ist es in meinem Interesse,  einen ausgeklügelten Schulgebäudesanierungsplan zu erstellen und fortzuschreiben, der mit den Schulen besprochen wird und den jeder z.B. im Internet einsehen kann, um sich über den Stand bestimmter Maßnahmen zu informieren.

Pressident: Wäre es bei der Frage der Priorität dabei auch sinnvoll die Schüler und Lehrer mit einzubeziehen?

Perrefort: Natürlich! Sie kennen ja die Schule am besten. Ich kann aber generell nicht dafür garantieren, dass jeder Schülervorschlag auch umgesetzt  werden kann.

Pressident: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass die Kommunikation zwischen Theodor-Heuss-Schule und Stadt Pinneberg nicht so prickelnd läuft?

Perrefort: Sicherlich gab es in der Vergangenheit Kommunikationsfehler, doch das liegt zurück . Wir haben daraus eine Lehre gezogen und haben nun die Devise: Lieber einmal mehr  miteinander zu reden als zu wenig,  um Fehler zu vermeiden.

Zu den Interviews mit den anderen Kandidaten

Pressident: Haben Sie – wie manch Mitbewerber – Pläne, die die Struktur der Pinneberger Stadtverwaltung betreffen?

Perrefort: Zum Thema der Wiederbesetzung von Stellen haben wir seit 2005 einen sogenannten Haushaltsbegleitbeschluss, der besagt, dass wir Stellen erst nach einer Zeit von sechs Monaten wieder besetzen dürfen. Ferner haben wir einen Einstellungsstopp. Ziel der Begleitbeschlüsse war es, dass 20% der Stellen abgebaut werden. Dieses Ziel haben wir zwar noch nicht ganz erreicht, sind aber auf einem guten Weg. Außerdem haben wir im vergangenen Jahr ein Organisationsgutachten erstellen lassen, dass uns Dinge aufgezeigt hat, die wir verbessern können.

Pressident: Das viel Geld gekostet hat….

Perrefort: Natürlich war dies auch mit  Kosten verbunden, doch ich sehe so etwas immer als eine Investition in die Zukunft.  Wir haben z. B. die Anzahl der Fachbereiche von 4 auf 3 reduziert, um damit die Verwaltungsabläufe zu strafen. Dadurch wollen wir natürlich auch Geld sparenzu straffen.

Pressident: Fühlen Sie sich wohl in Pinneberg?

Perrefort: Sehr!

Pressident: Verstehen Sie, dass es einigen Jugendlichen nicht so geht? Denjenigen, die sich für die Stadt doch die ein oder andere Attraktion mehr wünschen?

Perrefort: Das  höre ich leider immer wieder. Aus meiner Wahrnehmung ist es aber so, dass wir schon viele Dinge machen. Natürlich sind wir nicht Hamburg. Aber das was uns hier auszeichnet, ist doch auch, dass es ein bisschen überschaubarer ist. Hier in der Nähe gibt es den Jugendtreff „Komet“, mit dem Freigelände, der BMX-Bahn. Das Geschwister-Scholl-Haus kann man mit dem Fahrrad erreichen. Dann gibt es viele verschiedene Freizeitaktivitäten, gerade auch im Musikbereich. Auch die Sportvereine bieten sehr viel für Jugendliche an.

Pressident: Was sollte man verändern oder welche zusätzlichen Attraktionen sollte man für Jugendliche schaffen?

Perrefort: Ich will einmal auf die offene Jugendarbeit eingehen, wie wir sie im Kometen  und eben auch im Geschwister-Scholl-Haus anbieten. Da wird schon genau darauf geachtet, dass die Angebote die Interessen von Kindern und Jugendlichen immer genau im Blick behalten werden. Unser Stadtjugendpfleger Raimund Bohmann  ist überall mit dabei und ich finde, er hat nicht nur gute Ideen; er hat sozusagen auch den direkten und guten Draht zu Kindern und Jugendlichen.

Pressident: Anderes Thema. Was soll aus dem Gelände der Eggerstedt-Kaserne werden?

Perrefort: Dafür liegen konkrete Planungen vor, die auch schon von der Ratsversammlung beschlossen wurden. Angesiedelt werden sollen „Wohnen und Gewerbe“ sowie „Bildungs- und Freizeiteinrichtungen“. Zu den Bildungseinrichtungen zählt auch eine Kindertagesstätte, die als Bewegungskindergarten geplant ist. Ich würde mich freuen, wenn sich auch die Möglichkeiten für Spiel und Sport für Kinder und Jugendliche verbessern.

Pressident: Noch sind wir ja in der Theorie.

Perrefort: So theoretisch ist das meiner Ansicht nicht mehr. Letzte Woche hat die Ratsversammlung die Gründung einer GmbH beschlossen. . Diese GmbH kauft das Kasernengelände und gibt dann Teile an andere Investoren ab, so dass wir dann auch wirklich bald der Entwicklung beginnen können. Ich gehe  davon aus, dass 2013 mit Baumaßnahmen begonnen wird. Was die Kindertagesstätte angeht, möchte der Träger Fördermittel in Anspruch nehmen, die bis 2013 begrenzt sind.

Pressident: Und kann Pinneberg davon langfristig vielleicht auch profitieren – oder ist das vielleicht auch eine Schuldenfalle?

Perrefort: Nein, nein. Das ist eine Investition in die Zukunft.

Pressident: Können Sie uns drei Schlagwörter sagen, die Ihnen besonders wichtig sind?

Perrefort: Verbesserung der Finanzen, Bildung und Betreuung, Ansiedlung von Gewerbebetrieben

Pressident: Wie ist Ihr Standpunkt zur Westumgehung?

Perrefort: Die Westumgehung halte ich für unverzichtbar. Sie entlastet die Innenstadt und fördert die Gewerbeansiedlung – es entstehen neue Arbeitsplätze. Wie die Kasernenbesiedlung  ist die Realisierung der Westumgehung eine gute Investition in die Zukunft.

Pressident: Zur Lebensqualität gehören auch gute Einkaufsmöglichkeiten – besonders auch für Jugendliche – was wollen Sie in diesem Bereich machen?

Perrefort: Die Innenstadtentwicklung ist ein weiteres großes Zukunftsthema. Hier wird die große Lösung wohl nicht mehr umgesetzt; aber auch die schon vorliegende Planung für eine  kleinere Lösung eröffnet gute Möglichkeiten; der von vielen ersehnte Elektronikmarkt oder ein großes Textilhaus, das sich besonders die jungen Leute wünschen, ließen sich trotzdem ansiedeln.

Pressident: Frau Perrefort, wir danken Ihnen für das Gespräch .

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