Foto: Gage Skidmore/flickr.com

Mit einem lauten Knall fliegt ein Auto in die Luft. Feuer bricht aus, hilflose Menschen flehen um Hilfe. Doch die Superhelden Iron Man, Thor und Captain America sind schon zur Rettung bereit. In letzter Sekunde besiegen sie das Böse, bevor die Stadt der Menschen endgültig explodiert.

Alles nur auf der Leinwand. Wieder ist eine Blockbuster Filmproduktion in den deutschen Kinos gestartet und wieder wird ein Milliardenumsatz gemacht. Jeder kennt die Hollywood Blockbuster von den X-Men, Spider-Man und den Avengers. Doch niemand weiß, wer dahinter steckt. Hinter den Kulissen der Millionengeschäfte des Filmbusiness verbirgt sich der Konzern MARVEL Comics, der eigentlich ein Comic Verlag ist und erst später zum Filmgeschäft wechselte.
MARVEL Comics zählt zu den größten Filmproduktionsgesellschaften weltweit und wurde 2009 von Disney für unvorstellbare 4 Mrd. US-Dollar aufgekauft. Heute hat die Firma ihren Sitz in New York City und macht mit Disney zusammen jährlich einen Umsatz von 3.79 Mrd. US-Dollar. Doch bis der Konzern so erfolgreich wurde, hatte er einen beschwerlichen Weg vor sich.

Als Teenager begann Stanley Martin Lieber (geb. 28.12.1922) als Kopierassistent bei Timely Publications, einem Comicverlag, zu arbeiten. Nach einiger Zeit fing auch Stanley Lieber an Comics zu zeichnen und wurde schließlich mit 17 Jahren der jüngste Redakteur des Verlags. 1941 dann veröffentlichte er seine erste Arbeit. Es war eine Textseite aus dem Comic Captain America. Er unterschrieb mit seinem Pseudonym Stan Lee.

Stan Lee, diesen Namen hat man schon einmal gehört. Er ist der Gründervater, Vorsitzende, Zeichner, Regisseur und die Gallionsfigur von MARVEL Comics.

Doch 1941 tobte der Zweite Weltkrieg und so wurde auch Lee zum militärischen Dienst verpflichtet. Er war einer von neun Männern in der Armee, die in der Klassifikaton „Playwright“ (dt. Dramatiker, Bühnenautor) arbeiteten. Er schrieb Inszenierungen, die die Truppenmoral erhalten sollten. Nach dem Krieg kehrte er zu Timley zurück.
Und schon folgte ein weiterer Schlag für die Comicbranche. Es wurde Anfang der 1950er-Jahre behauptet, insbesondere die populären Horror-Comics hätten einen schlechten Einfluss auf Jugendliche. Die Folge war der strenge Comic-Code, an den sich alle Verleger halten mussten, wenn sie weiterhin produzieren wollten. Die Liste mit Vorgaben für jede Art von Comics verbat Dinge wie Drogen und Gewalt, damit die Jugendlichen nicht beeinträchtigt würden und es nicht zur Abstumpfung und Unsittlichkeit käme. Auch die Verharmlosung von Suchtmitteln sollte unterbunden werden. So kam es zu einem starken Rückgang der Verkaufszahlen von Superheldencomics. Nur wenige Produktionen wie die DC Comics Batman oder Superman erschienen noch regelmäßig. Lee schrieb in dieser Zeit Comics für viele verschiedene Genres. Doch es war nicht das, was er sich vom Comicautorsein vorstellte. Und so erwog er Ende der 1950er-Jahre komplett mit dem Schreiben aufzuhören.
Auf Drängen seines Verlegers Martin Goodman und seiner Frau erschuf Lee jedoch im Jahr 1961 die Comichelden „Fantastic Four“, die sehr erfolgreich waren. Die Verkaufszahlen schossen in die Höhe und gaben Lee neue Inspiration. Zusammen mit Jack Kirby erfand er die Helden Hulk, Iron Man, Thor und die X-Men. Wenig später folgte zusammen mit Steve Ditko Doctor Strange und Spider-Man.

Der Verlag MARVEL ging aus der in den 1930er-Jahren gegründeten Timely hervor. Lees Trick bestand darin, seinen Charakteren Fehler und Probleme zu geben, sodass sich die Menschen besser mit ihnen identifizieren konnten. Die Helden waren von nun an nicht mehr perfekt, sondern eitel, gierig oder hatten Geldprobleme und konnten die Miete nicht bezahlen. Diese Revolution erfand das Superhelden-Genre vollkommen neu.

Stan Lee hat in seinem Leben viele Preise gewonnen. Foto: Gage Skidmore/flickr.com

Da Lee die Redaktionsfristen kaum einhalten konnte, weil er so viele verschiedene Comics schrieb, entwickelte er eine eigene Art des Comic-Textens. Er schrieb nur eine Zusammenfassung und ein erfahrener Zeichner erweiterte die Ideen dann auf die angeforderte Seitenzahl. Durch diese Art ist allerdings nicht klar, wie viele der Comics tatsächlich von Lee sind.
Es ging bergauf für Lee und seinen Verlag MARVEL Comics, der aus der Timely hervorgegangen war. Doch den Comic-Code gab es immer noch. Als Lee 1971 eine Geschichte, die vom Comic-Code verweigert wurde, trotzdem veröffentlichte, reformierte er die strengen Regeln. Das Comic Amazing Spider-Man #96 verkaufte sich so gut, dass die Comic-Codes gelockert wurden und die Darstellung von Drogen im negativen Zusammenhang von nun an erlaubt war.
So wurde MARVEL weltberühmt. Lee wurde zur Vorzeigefigur der Firma und trat in ganz Amerika auf. Ab 1981 förderte er die MARVEL Filmprojekte, die heute Milliarden einspielen. Ein schwieriger Weg, der mit Erfolg belohnt wurde. MARVEL Comics hat bereits Kinostarts bis 2027 geblockt. Die erfolgreichste Produktion bis 2014 war „MARVELs The Avengers“, unter anderem mit Robert Downey jr., Chris Evans und Scarlett Johansson. Insgesamt setzte dieser Film 1,52 Mrd. um, bei Produktionskosten von “nur” 220 Mio. US-Dollar.

Robert Downey jr. ist einer der Hauptverdiener unter den MARVEL-Schauspielern. Er nahm im letzten Jahr 75 Mio. US-Dollar ein und ist für viele weitere Projekte eingeplant. Selbst, wenn er irgendwann nicht mehr spielt, wird er MARVEL für viel Geld als Berater zur Seite stehen und das Universum am Leben halten. Ein milliardenschweres Universum, das mit einem begabten Comic-Zeichner begann.

Einige Comic-Helden vereint. Foto: grleyloch/flickr.com

Einige Comic-Helden vereint. Foto: grleyloch/flickr.com

Ein Kommentar

  1. interessant und sehr detailliert recherchiert!

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