Der ehemalige Landespolitiker Schleswig-Holsteins, Christian von Bottichen (CDU), hat 1990 an unserer Schule Abitur gemacht. In einem Gastartikel beschreibt er seine Eindrücke von der THS heute – und schaut zurück auf seine Zeit an unserem Gymnasium:

Als erstes fällt auf: ALDI ist weg, einem Fitness-Center gewichen! Meine ganze Schulzeit waren wir immer „Die Schule bei Aldi“, mit dem nicht kleinzuredenden Vorteil einer hervorragenden Versorgungslage an Eis, Süßigkeiten und Knabberkram. Okay, das nur am Rande. Viel irritierender: Der alte Haupteingang, an dem wir Appener uns morgens vor der ersten Stunde die Nasen platt drückten, ist verschwunden und die Schulfassade außen plötzlich schwarz. Schwarz! Also ehrlich, die alte Außenfassade war schon nicht wirklich schön. Aber schwarz? Wer kommt denn auf so etwas?

Immerhin gibt es einen Anbau mit sechs neuen Klassenräumen und eine neue Aula. Deren im Sommer 2008 begonnene Umbau wurde dann auch schon Ende Mai 2010 abgeschlossen. In dieser Zeit werden in Dubai ganze Stadtteile hochgezogen. Leider hat offenbar niemand an unsere glorreiche Theater-AG gedacht, denn die Akustik ist immer noch grottenschlecht, die Bühne nun an der falschen Stelle und im Sommer ist es abends – dank des Glasdaches – im Saal taghell. Aber immerhin können jetzt 370 Schülerinnen und Schüler dort sitzen und das Essen der angeschlossene Mensa einnehmen, die 2012 (!) den Betreib aufnahm. Die gesamten Bauarbeiten an der Schule hatten zu diesem Zeitpunkt allerdings auch schon über 5 Mio. Euro gekostet. Soweit, so gut.

Wer aber den Fehler macht, den Innenhof zu betreten, dem wird die Spucke wegbleiben! Mein erster Gedanke: Der alte Stasi-Knast in Bautzen (zu besichtigen seit 1991) war schöner. Hier sieht es aus wie in Südeuropa, wo Bauarbeiter in der Finanzkrise die Rohbauten verlassen haben, die nun leise und still vor sich hinrotten. Das kann nicht Deutschland 2015 sein, denke ich. Ist es aber! Und, um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat irgendjemand die Pyramide auf dem Innenhof entfernt. UNSERE Pyramide, auf der wir gefühlt unsere halbe Schulzeit verbracht haben. Jene Pyramide, auf der man sich bei Sonne so wunderbar herumfletzen konnte und trotzdem immer den Überblick über den Innenhof hatte. Wenn die Fassaden dort irgendwann einmal saniert sein sollten, werden wir Ehemalige heimlich über Nacht kommen – mit einem Betonmischer!

Ein Ort des Grauen: unser Innenhof. Foto: Fabian Wiezcorek

Ein Ort des Grauen: unser Innenhof. Foto: Fabian Wiezcorek

Pinneberg ist pleite und steht unter der Finanzaufsicht Kiels – sozusagen als Griechenland von Schleswig-Holstein. Der Sanierungsstau an allen Schulen beläuft sich bis 2018 auf 33,5 Mio. Euro, für die THS allein auf 2,8 Millionen Euro, 600.000 Euro davon für Brandschutzmaßnahmen. Es ist das Ergebnis, wenn ehrenamtliche Politiker 40 Jahre lang jedes Jahr mehr Geld konsumtiv ausgeben, als die Stadt an Einnahmen hat. Über 2 Mio. Euro werden nun jedes Jahr allein an Zinsen nur für diese früher gemachten Schulden fällig. Geld, das auch an den Schulen fehlt. Hoffentlich ist das wenigstens der heutigen Politikergeneration eine Lehre.

Ein kleiner (wenn auch schwacher) Trost fällt mir dennoch ein: Die THS war nie eine baulich schöne Schule und auch zu meiner Schulzeit gab es viele Mängel und Probleme. Und dennoch hatte die THS immer einen guten Ruf. Das lag nie an der baulichen Hülle, sondern an einzelnen Lehrern, engagierten Eltern und Mitschülern. An Lehrern , die begeistern konnten, die ihren Unterricht lebten, die mit Leib und Seele für ihre Schüler da waren. Und es lag an den Mitschülern, die zu treffen das Highlight eines jeden Tages gewesen ist. Es lag an Julia, Nina, Joana und Silke, in die ich im Laufe meines Schullebens „unsterblich“ verliebt gewesen bin und an meinen Kumpels, bei denen ich heute z.B. Patenonkel des Kindes bin, das – trotz Baumängel – demnächst hier in die 5.Klasse kommt. Schule ist mehr als das Bauwerk in dem sie stattfindet, sie ist ein soziales Geflecht – das an „Der Heuss“ immer funktioniert hat. Deswegen bin ich heute noch stolz, hier Abitur gemacht zu haben… und noch stolzer, für die beste Schülerzeitung der Republik schreiben zu dürfen!

 

Ein Kommentar

  1. Stimmt!

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