Pressident war live auf dem Kirchentag – und hat einiges erlebt!

“Soviel du brauchst” – so lautete die Losung der fünftägigen Veranstaltung. Bei der Eröffnungspressekonferenz am Mittwoch erklärte Dr. Ellen Ueberschär, Generalsekretärin, welche Erwartungen sie daran in Bezug auf den Kirchentag knüpft: “Über 2.500 Podien, Konzerte und Workshops listet das dicke Programmheft. Wer alles besuchen möchte, würde 200 Tage benötigen. Das ist für manchen vielleicht schon mehr Kirchentag als er oder sie braucht, aber die süße Qual der Wahl gehört zu jedem Kirchentag. Wir laden die Teilnehmenden ein, sich zu bereichern an dieser Art von Schätzen – gehoben durch hunderte von Ehrenamtlichen, die diesen Kirchentag mit vorbereitet haben.”Überall als Spende zu kaufen - die Kirchentag-Schals!

Vielversprechende Botschaften, hinter denen sich ein komplexes, 600 Seiten langes Programmheft verbirgt,mit dem wir uns in unseren Vorbereitungen zunächst auseinander setzen mussten, um uns letztendlich für die für uns wichtigen Ereignisse zu entscheiden. Was brauchen wir? Wie viele Informationen können wir verarbeiten? Was ist für uns wichtig?

Als wir nach der Pressekonferenz aus dem Kongresszentrum kommen, schlendern wir noch ein wenig orientierungslos durch die Innenstadt. Schon jetzt bemerken wir die großen Gruppen von freiwilligen Helfern, die wie wir erste Eindrücke sammeln. Am Mittag des ersten Veranstaltungstages herrscht jedoch noch Aufbaustimmung. Auf dem Rathausplatz singt sich auf der Bühne der Chor ein, in den Messehallen werden zahlreiche Stände gestaltet und die ersten symbolischen Kirchentagsschals, die am nächsten Tag in ganz Hamburg zu sehen sind, werden gegen eine Spende verkauft.

Markus Lanz diskutierte u. a. mit Joachim Gauck darüber, was eine starke Gesellschaft ausmacht.

Markus Lanz diskutierte u. a. mit Joachim Gauck darüber, was eine starke Gesellschaft ausmacht.

Das der Kirchentag sehr politisch geprägt ist und dennoch interessant sein kann, merken wir am zweiten Tag bei einer Podiumsdiskussion mit der zentralen Frage” Was braucht eine starke Gesellschaft?” Dazu diskutierte Markus Lanz u. a. mit dem Bundespräsidenten Joachim Gauck, Paralympics -Sieger und Pfarrer Rainer Schmidt und Samuel Koch, der 2011 bei einer “Wetten, dass…?!”-Sendung verunglückte. Zum Thema Inklusion, mit dem wir uns in letzter Zeit redaktionell auseinandergesetzt haben, hatten wir die Möglichkeit, dieses Thema aus einem anderem Blickwinkel zu betrachten. Es war ermutigend, Rainer Schmidt als Zeugnis zu erleben, der trotz fehlender Unterarme ein großartiger Tischtennisspieler geworden ist und als hauptberuflicher Pfarrer voll im Leben steht. Mit seiner lockeren Art versteht er es, sämtliche Berührungsängste zu nehmen und eine verkrampfte Stimmung gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Dass der Kirchentag einen politisch hohen Stellenwert hat, merken wir auch am nächsten Tag, als es mit Angela Merkel und Helen Clark, Leiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, um globale Probleme wie Klimaerwärmung und Armut geht.

Auch Angela Merkel war zu Gast und sprach über Entwicklungshilfe in einer globalisierten Welt.

Auch Angela Merkel war zu Gast und sprach über Entwicklungshilfe in einer globalisierten Welt.

Doch wo bleibt bei den ganzen, politisch geprägten Debatten die Kirche? Und wo ist in diesem Zusammenhang die Jugend zu finden? Zwar unterstützen viele junge Helfer die Koordination der vielen Ereignisse, indem sie den Besuchern bei Fragen zur Seite stehen. Das eigentliche Zentrum Jugend, in dem Jugendliche aktiv mitwirken, ist jedoch außerhalb der großen Lokalitäten zu finden. Um herauszufinden, welchen Stellenwert der Kirchentag für Jugendliche hat, machen wir uns auf den Weg nach Heimfeld.

Wir sind etwas spät dran zum Jugendgottesdienst und so ist die alte St. Paulskirche schon fast ganz voll, als wir uns einen Platz suchen. Haben wir bei den bisherigen Veranstaltungen den Altersdurchschnitt wahrscheinlich deutlich gesenkt, sind wir nun von fast ausschließlich Gleichaltrigen umgeben. “How I met your father”, so der Titel für die kommenden anderthalb Stunden. Sie sollten ganz unkonventionell gestaltet und ganz anders als ein herkömmlicher Gottesdienst in der Landeskirche sein. Statt Orgelspiel und Gesangbuch sorgt eine Jugendband mit modernem Musikstil für einen stimmungsvollen Lobpreis. Statt einer klassischen Predigt folgt ein “Input” vom Jugendpastor Torsten Kiefer. Es geht darum, Gott zu begegnen. Egal, ob bereits als gläubiger Christ oder jemand, für den Gott ein ganzes Stück entfernt ist.

Das Team “Greiffiti”, eine Jugendgemeinde aus Greifswald, gibt verschiedene Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen von Gott. Manch einen spricht es an, bei anderen wiederum wirft es Fragen auf. Diese können im Anschluss per SMS an eine anonyme Nummer gestellt werden. Einige dieser Fragen werden öffentlich von Torsten Kiefer beantwortet, der außerdem zum ausführlichen Gespräch nach dem Gottesdienst einlädt. Dem gesamten Team liegt es am Herzen, keine verklemmte Stimmung aufkommen zu lassen, sondern einen lebendigen Gottesdienst zu feiern. Man hat das Gefühl, dass diese ehrliche Freude auch bei den Gottesdienstteilnehmern ankommt.

Das Jugend-Team "Greifitti" beim Lobpreis!

Das Jugend-Team “Greifitti” beim Lobpreis!

Als der Gottesdienst schließlich zu Ende ist, die Kirche sich leert und die vielen Jugendliche sich wieder in alle Richtungen verstreuen, wollen wir dieses Zentrum Jugend noch etwas näher kennenlernen. Auf einem Sportplatz und Schulgelände treffen wir auf verschiedene Stände mit unterschiedlichen Aktionen. Junge Leute machen hier Musik, informieren über ihre Arbeit oder bieten Spiele an. Es herrscht eine offene und fröhliche Grundatmosphäre. Man merkt, wie junge Menschen aus ganz Deutschland zusammentreffen und ein Austausch entstehen lassen. Jeder trägt etwas anderes bei, und doch verbindet sie hier die Kirche. Unverständlich ist einzig, warum dieser Treffpunkt der Jugend, der Freude und Offenheit ausstrahlt, so weit außerhalb des Hauptgeschehens stattfindet. Als wir den langen Weg mit der S-Bahn Richtung Pinneberg antreten, haben wir das Gefühl, man habe diesen Veranstaltungsort ausgelagert. Soll die junge Generation ganz bewusst aus dem Fokus des Kirchentags gehalten werden? Für uns wäre das nicht nachvollziehbar, schließlich glauben wir, dass gerade die jüngere Generation diesen Kirchentag als Ganzes enorm bereichern könnte. Zumindest für uns setzen die verbrachten Stunden in Heimfeld einen positiven Schlusspunkt.

Geschrieben von: Rike und David

 

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