“Ich brauche drei Absagen für`s Arbeitsamt!” Mit diesem Satz erklärt Driss, wieso er sich “beworben” hat, einen schwerbehinderten Menschen zu pflegen. Während die anderen Anwärter erzählen, wieso ihr diese Arbeit ganz besonders am Herzen liege, macht der Dunkelhäutige kein Geheimnis daraus, dass seine Erwartungshaltung darauf beschränkt ist, eine Unterschrift als Absage zu erhalten. Das Kuriose: Ihm bleibt der Wunsch verwährt, er wird angestellt. Eine Entscheidung, die zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, zu ziemlich besten Freunden, vor allem aber zu glücklicheren Menschen macht.

Erfolg:

Er ist beliebter als “Harry Potter (Und die Heiligtümer des Todes Teil 2)”: Mit 6,44 Millionen Zuschauern der Kinohit 2011, wurde die Rekordzahl des letzten Jahrs vom französischen Film “Ziemlich beste Freunde” geknackt: Über 6,5 Millionen sahen sich bereits die Komödie mit Tiefgang an (Stand: März 2012, Film läuft vereinzelt immer noch) und waren mit großer Mehrheit begeistert. Und das hat berichtigte Gründe: Der Film ist witzig, rührend aber auch dramatisch und statt Hass oder Neid zählen Spaß und Mitgefühl zu den Komponenten. Vor allem aber vermittelt er Lebensfreude pur und das trotz vieler widriger Umstände. Eine Story mit einer klaren Botschaft, die mitten ins Herz geht. Und am schönsten dabei ist: Die Geschichte gibt es in Wirklichkeit.

Handlung:

Philippe ist ein sehr wohlhabender Mensch, der sich für teure Kunst wie z. B. Malerei interessiert. Er ist sehr gebildet und ein vornehmer Mann. Seit einem Paragliding-Unfall jedoch ist er vom dritten Halswirbel abwärts gelähmt. Geistig ist er weiterhin ein Mann mit großem Intellekt, physisch jedoch ein absoluter Pflegefall.

Wie durch ein Zufall begegnet er Driss, der in der sozialschwachen Vorstadt lebt und noch vor kurzem eine sechsmonatige Haftstrafe wegen Raubüberfalls absitzen musste. Objektiv betrachtet wäre er eine Katastrophe für Philippe, er würde sein strukturiertes Leben durcheinanderbringen. Denn wie sollte Driss es schließlich schaffen, rund um die Uhr für ihn da zu sein, wenn es ihm bereits Probleme bereitet, sein eigenes Leben in geordnete Bahnen zu führen.

Doch Philippe denkt subjektiv: Ihm gefällt die freche, direkte Art und Driss imponiert ihn, weil er ihm etwas entgegenbringt, was ihm bei den meisten ausgebildeten Pflegern fehlt: Seine unkonventionelle Art, Einschränkungen zu kompensieren anstatt mitleidend die physischen Schwächen zu fixieren.

Deshalb stellt er den farbigen Mann aus dem Unterschichtenmillieu an, zumindest auf Probe. Natürlich ist der Umzug ins Nobelviertel Paris auch für Driss eine sagenhafte Umstellung, welcher er sich anfangs nur sehr widerwillig beugt. Er muss sich auf völlig neue Dinge einlassen: Er füttert ihn, wäscht ihn, fährt ihn spazieren, muss ihn zu kulturellen Veranstaltungen begleiten. Doch Driss ordnet sich nicht einfach unter, er behält seinen eigenen Kopf, und entwickelt seine individuellen Strategien, für Philippe da zu sein: Er pflegt ihn nicht nur, er schenkt dem reichen Mann in erster Linie Lebensqualität, welche er mit seinem gesamten Vermögen nicht erwerben hätte können. So lernt Philippe auch Driss Lebensart kennen, raucht mit ihm Joints oder feiert zu Dance-Music, anstatt sich ausschließlich auf klassische Sinfonien zu besinnen.

Doch auch Driss verändert sich durch diesen Job, Philippe erweist sich als guter Ratgeber, sodass es Driss schafft, sich von seiner negativen Vergangenheit zu lösen. Beide verstehen, dass der Andere etwas hat, was ihm hilft. Und so entsteht aus anfänglicher Abneigung eine langfristige, echte freundschaftliche Beziehung, die ein pausenloses Geben und Nehmen beinhaltet.

 

Fazit:

Alles in allem ist den Regisseuren eine wunderbare Balance zwischen Humor und Dramatik gelungen, die erzeugt, dass wir einerseits tief bewegt, andererseits mit einem großen Grinsen den Kinosaal verlassen. Dies liegt vor allem an der außergewöhnlichen schauspielerischen Leistung, denn der Film wirkt an keiner Stelle unnatürlich.

Es ist also mehr als lohnenswert, sich diesen Film anzusehen. Doch allzu viel Zeit bleibt nicht mehr, so langsam streichen die Kinos die Komödie aus ihrem Programm. Doch auch wenn man es nicht mehr rechtzeitig schafft, muss man den Film nicht verpasst haben. Schließlich erscheint im September die DVD und wer weiß, welche Verkaufsrekorde dann entstehen.

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