Bildungsministerin Britta Ernst
Die neue Bildungsministerin Schleswig-Holsteins Britta Ernst (SPD) stellt sich in Pinneberg vor.
„In Schleswig-Holstein soll es nur noch guten Unterricht geben“, erklärte die neue Bildungsministerin des Landes, Britta Ernst (SPD), am Montag, den 4. November bei der Diskussionsveranstaltung „SPD im Dialog“ im Pinneberger Ratssitzungsaal. Besonders wichtig sei hierbei die Notwendigkeit, Schulen mehr Gestaltungsspielraum zu geben sowie die Erarbeitung eines Inklusionskonzeptes weiter voranzutreiben, so Ernst.
Der Kreis Pinneberg rühmt sich nicht gerade als attraktiver Bildungsstandort; marode Schulen, wo Schüler auf ausgegrabenen Fundamenten und mit Presslufthammerlärm im Hintergrund lernen und ein akuter Lehrermangel verursachen große Aufruhr in Eltern-, Schüler-, und Lehrerschaft.
Diesen Unmut bekannte die Pinneberger Bürgermeisterin Urte Steinberg ebenfalls und appellierte an die Landesregierung, dass es trotz der 34,5 Millionen Euro, die im Schulsanierungsplan stecken, noch viel zu tun gebe. Doch die Diskussion bewegte sich schnell in die Richtung Lehrermangel und Unterrichtsausfall an Gymnasien. Kritischen Fragen und Kommentaren von Pinneberger Schulleitern und Lehrern entgegneten die Bildungsministerin und ihr Parteigenosse Kai Vogel (MdL) die Planung eines Vertretungsfonds, um langfristigen Unterrichtsausfall bei länger erkrankten Lehrkräften zu unterbinden. Doch wie soll Geld in einem Vertretungsfond Unterrichtsausfall verhindern, wenn nicht die Lehrkräfte da sind, um Unterricht zu erteilen? Diese Frage stelle unter anderem auch Uta Holst-Timm, Vorsitzende der Pinneberger Schulleiter. Die Bildungsministerin schlug hierzu vor, auch noch nicht an der Schule ausgebildete Lehrkräfte mit abgeschlossenem Studium unterrichten zu lassen.
Für die 811 Schulen und 28 000 Lehrkräfte im Land Schleswig-Holstein stehen 1,45 Milliarden zur Verfügung – die Zahlen der Lehrerstellen müssten unbedingt erhalten und erweitert werden, da die vorherige Regierung aus CDU und FDP plante, 2000 der Stellen einzusparen, betonte Ernst. Doch nun stünden dem Land 36 Millionen Euro mehr zur Verfügung, da durch den kürzlich im Bundestag beschlossenen BAföG-Kompromiss der Bund für die Finanzierung vom BAföG verantwortlich ist – eine enorme Entlastung für die Länder.
Den größten Raum nahm jedoch das Thema Inklusion ein. Die Bildungsministerin berichtete, dass derzeit ein Inklusionskonzept erarbeitet würde, welches in den nächsten Monaten vorgestellt werden soll. Außerdem werden ab dem 01.08.2015 315 Stellen für Pädagogen ermöglicht, die gezielt für die Betreuung von Behinderten und Kindern mit Förderbedarf in der Regelschule eingesetzt werden sollen. Zur Unterstützung der Schulen sollen außerdem in jedem Kreis Zentren für inklusionsfreundliche Bildung errichtet werden. Eine besonders emotional aufgeladene Frage zum Thema Inklusion war, wie man ein Kind im Rollstuhl im Geräteturnen integrieren kann. Eine Frage, die stellvertretend für die große Frage der Inklusion steht, nämlich wie man Schüler mit Handicap so in Unterricht und Aktivitäten miteinbezieht, dass sie sich nicht aufgrund ihrer Behinderung ausgeschlossen fühlen. Das ist sehr schwer, doch Akzeptanz für Schwierigkeiten dabei ist von großer Bedeutung: „Wenn wir den Anspruch haben, ein Kind im Rollstuhl zum Geräteturnen zu animieren, werden wir nicht weit kommen“, so Kai Vogel. Denn Inklusion sei nicht nur ein Problem des Bildungsministeriums, sondern auch eins der Gesellschaft. Pädagogische Arbeit, die für Akzeptanz unter allen Schüler sorgt, ist daher unabdingbar.
Notwendig ist für die Förderung der Inklusion jedoch auch erst einmal die generelle Barrierefreiheit in allen Schulen und Sporthallen, doch dafür fehle das Geld hinten und vorne, kritisierte Bürgermeisterin Urte Steinberg. Hierfür versprach die Bildungsministerin weitere Unterstützung: „Inklusion ist keine Last, Inklusion ist die aktive Umsetzung von Menschenrechten.“
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