Wenn man an kostbare, materielle Schätze denkt, fallen einem Dinge wie Schmuck ein, vielleicht aus Silber, womöglich aus Gold oder gar mit einem Diamanten bestückt. Diese Dinge haben einen ungeheuren Wert, dessen Kurs kontinuierlich steigt. Denn das allgemeine Begehren darauf ist immens, das Vorkommen jedoch begrenzt und daher irgendwann erschöpft. Seit Jahrtausenden gibt es Kämpfe um Rohstoffe, nicht selten war und ist die Entdeckung eines bis dorthin unbemerktes Vorkommens der Grund für einen Krieg.
Doch inzwischen drängt sich eine ganz andere Sorge in manchen Teilen der Erde auf, die für uns hier (bisher) kaum greifbar erscheint: Die Angst davor, nicht mit genügend Trinkwasser versorgt zu sein. Zwar sind wir uns darüber bewusst, dass in gewissen Regionen der Welt Trockenheit und Dürreperioden einen Wassermangel für die dort lebende Bevölkerung verursacht. Doch sollten Prognosen aus Forschungen stimmen, die prophezeien, dass dieses Problem bis 2070 auch große Teile von Mittel- und Südeuropa betreffen wird, handelt es sich in zumindest absehbarer Zeit um einen globalen Notstand, der sehr ernstzunehmen ist.
Das Resultat einer Studie, die im Auftrag des US-Außenministerium im Frühling diesen Jahres erschien, stuft die Gefahr eines Wasserkrieges in geraumer Zukunft zunehmend stärker ein.
(Prognostizierte) Zahlen und Fakten:
- Für die womöglich Wasserknappheit sind primär zwei Gründe verantwortlich: Erstens der Bevölkerungswachstum (und die damit verbundene, steigende Versorgungsnotwendigkeit), welcher so rapide ausfällt, dass laut Schätzungen der Vereinten Nationen im Jahr 2040 9 Milliarden Menschen auf der Erde leben (das wären 2 Milliarden mehr als zum jetzigen Zeitpunkt). Und zweitens der Klimawandel, der viele Spuren hinterlässt (zum Beispiel Austrocknung von Seen).
- Die Erde beinhaltet etwa 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser. Das Bedauerliche: Gerade einmal 2,5% davon sind trinkbar, und nur partiell ist es zugänglich.
- Wenn nun die vorhergesagten Entwicklungen (Bevölkerung usw.) zutreffen, dann gerät das Verhältnis zwischen dem weltweiten Wasserbedarf und der allgemeinen Kapazität immer weiter auseinander, so dass Hochrechnungen zufolge im Jahr 2040 40% der notwendigen Wasserversorgung nicht mehr gedeckt werden können. Das hieße wiederum, dass 3,6 Milliarden Menschen eine ungenügende Wasserzufuhr erhalten (was in etwa dem 45-fachen der aktuellen, deutschen Bevölkerung entspricht)!
Globale Konsequenzen:
Der immer stärker ansteigende Bedarf macht Wasser zu einem genauso wertvollen Rohstoff wie eben Gold oder Diamanten. Er wird schlichtweg immer seltener, das Begehren ist sowieso riesengroß – und womöglich auf Dauer einen Ursache für Kriege.
Hier herrscht überall Konfliktpotenzial:
- Naher Osten: das Jordanbecken mit seinem Frischwasser ein Streitthema zwischen Israel, Nachbarstaaten und den Palästinensern. Es gibt gegenseitige Vorwürfe, zu viel Wasser zu verbrauchen.
- Türkei und Irak: Die Flüsse Euphrat und Tigris Spielern bezüglich der Wasserversorgung für die Türkei aber auch für den südlich angrenzenden Irak eine große Rolle. Der Plan der Türkei, dort Staudämme zu errichten (teilweise bereits durchgeführt) ist im abhängigen Nachbarland auf massive Empörung. Es besteht erhebliches Konfliktpotenzial!
- Nilregion: Das von schlimmer Dürre geplagte Äthiopien führt seit Jüngstem Bewässerungsprojekte mithilfe des Nilwassers durch. gleichzeitig erzeugen sie damit im nördlichen Ägypten eine Aufruhr: 30% aller Ägypter leben von der Landwirtschaft, die das Nilwasser als essenziellen Bestandteile beinhaltet. Zwar muss man sich derzeit innenpolitischen Problemen widmen, doch sobald diesbezüglich Ruhe eingekehrt, könnte der Streit um den Nil eskalieren.
- Pakistan und Indien: Die beiden Erzfeinde streiten sich um den Indus. Indien möchte Staudämme errichten, Pakistan setzt alles Erdenkliche dagegen und droht unter anderem mit Sprengstoffanschlägen. In einer pakistanischen Zeitung hieß es wortwörtlich: „Pakistan sollte Indien klarmachen, dass ein Krieg um Wasser möglich ist. Und dieses Mal wird es ein Atomkrieg sein.“
- China und Indien: Das bevölkerungsreichste Land der Welt (20% der Gesamtheit) besitzt lediglich acht Prozent der Süßwasservorräte! Für die Stromversorgung der Industriemacht sind riesige Dammbauten im Gange. Ziel ist es, an den Flüssen Mekong, Salween und Brahmaputra 140.000 Megawatt zu generieren (entspricht der Wasserkrafterzeugung von USA und Kanada gemeinsam). Vor allem Indien bereitet dies Sorge: Der Hauptabnehmer dieser Flüsse sieht die Wasserversorgung seiner wachsenden Bevölkerung zunehmend in Gefahr.
Es ist relativ banal: Das Land, welches geographisch ungünstig liegt (zum Beispiel bei einem Fluss, der zuerst durch ein anderes Land fließt), hat häufig schlechtere Karten und damit Grund zur Sorge. Es ist erst das zweite Glied der Kette und muss sich darauf verlassen, dass das stromaufwärts gelegene Land das Wasser nicht gänzlich stoppt. Es gibt zwar teilweise Abkommen, nach denen beide Parteien Rechte eingeräumt bekommen und durch die Spannungen zumindest reduziert werden konnten. Der Haken: Der Klimawandel verändert die Menge an Wasser in den Flüssen deutlich, die Abkommen berücksichtigen dies nicht. So werden aus Abkommen veraltete Verträge, deren Erneuerung ein wirkliches Problem mangels Kompromissbereitschaft darstellt.
Der Kampf um das Süßwasser mit all seinen Konsequenzen ist wohl unaufhaltbar. Es ist ähnlich wie mit anderen Rohstoffen; das Vorkommen ist begrenzt und nicht gerecht zu verteilen. Was man aber nicht vergessen darf (und diese Fall erheblich dramatisiert), ist: Gold etwa ist ein edles Metall, es ist sehr massiv, man kann es für vielerlei Zwecke verwenden (wie zum Beispiel als teuren Schmuck). Wasser dagegen ist „bloß“ eine durchsichtige Flüssigkeit. Doch brauchen wir genau sie jeden Tag, nicht um damit unseren Reichtum darzustellen. Nein, sie ist unser wichtigstes Grundnahrungsmittel um zu überleben.
Hallo David,
um den Umgang mit PRESSIDENT zu üben, habe ich (fast) alle Links durchgeblättert und bin an Deinem Wasser=DIAMANT-Artikel hängen geblieben. Prima-primissimo ! Quasi eine Steilvorlage für das Interview “Regen für Afrika”, welches neulich von Gesine+Jan+Tim mit mir über die Bühne ging und vermutlich demnächst erscheinen soll.
Kennst Du das 12_min_Video unter http://www.youtube.com/watch?v=eEd3jMaKDl8
Da wird zur Nil-Situation zwischen Ägypten+Sudan+Äthiopien Tacheles geredet. Und die daneben vorgestellten GEO-ENGINIEERING-Videos sind auch nicht von Pappe.
Sollte “Wasser kostbarer als Diamant” noch relevant sein für Dich ? Dann sind wir uns einig!
Gruß
Jürgen
Hallo Jürgen,
danke für Deine Rückmeldung. Ich habe mir auch das Interview mit Dir durchgelesen; interessante, spannende Ideen, wirklich!
Ich finde das Ganze ein Themenfeld, über welches es früh sich Gedanken zu machen bedarf. Viel Erfolg bei den Plänen und deren Umsetzung!
Liebe Grüße
David