Gegenwärtig ist die Theodor-Heuss-Schule (THS) die einzige Schule in Deutschland, die einen Schüleraustausch mit der Ukraine aktiv ausführt, so dass auch im September 16 deutsche Schüler bei ihren Freunden in Kiew zu Besuch waren.
Die Schule Nr. 14 lehrt bereits ab der ersten Klasse Deutsch, viele Schülerinnen und Schüler absolvieren Prüfungen im Bereich C1 und erwerben damit die Qualifikation für ein Studium in Deutschland. Während der Besuch der Kiewer, der in diesem Jahr im Mai stattfand, es ermöglicht Sprachkenntnisse auszubauen, sammeln die Pinneberger Schülerinnen und Schüler bei diesem kulturellen Austausch eindrucksvolle Erfahrungen und Erlebnisse, die man so schnell nicht vergisst.
Als wir am 07.09. aus der Ankunftshalle des Kiewer Flughafens kamen, wurden wir von knapp 50 Deutschlandfahnen schwingenden Kiewern herzlich begrüßt. Vom Flughafen aus ging es mit Bus, Bahn, Taxi oder dem eigenen Auto der Familie nach Hause. Nach einer offiziellen Begrüßung der Direktorin am nächsten Morgen, haben uns zwei Deutschlehrerinnen der Schule in unsere Projektarbeit zum Motto „traditionelles Handwerk der Region“ eingeführt. Nachmittags bekamen wir eine Führung durch die Kiewer Altstadt, bei der uns die Sophienkathedrale und das Michaeliskloster besonders beeindruckten. Wir gingen vorbei am Bogen der ewigen Freundschaft zwischen der Ukraine und Russland zum Maidan. In der folgenden Zeit haben wir vormittags an unseren Projekten gearbeitet und am Deutschunterricht der Ukrainer teilgenommen. Wichtigste Ziele in der ukrainischen Hauptstadt waren neben vielen Kirchen das Kinderzentrum des Handwerks, das Tschernobylmuseum, die Stadtralley am Andreasstieg und die Kiewer Oper, in der wir die Ballettaufführung „Schwanensee“ besuchten.
Viele von uns waren im Rahmen der Wochenendgestaltung mit ihren Familien in einem Aquapark. Ein ganz besonderes Highlight war ein „Flug“ mit der Zipline über den Fluss Dnepr. Bei mir hat vor allem der Besuch der unvorstellbar großen Privatparkanlage des ehemaligen Präsidenten Janukowytsch mit seiner Villa und seinem Privatzoo bleibende positive sowie auch negative Eindrücke hinterlassen.
Die wirkliche Einzigartigkeit unseres Besuchs lag aber nicht in der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der Stadt, sondern in anderen Bereichen. Schon an den ersten Tagen merkten wir, dass die Menschen dort eine andere Lebensweise haben. Ein Beispiel dafür sind die reichlichen und deftigen (und köstlichen) Mahlzeiten, die uns in großen Maße gereicht wurden. Bereits zum Frühstück Kohlrouladen oder gefüllte Paprika zu essen, ist in Kiew nicht unüblich! Viele Kiewer leben in für unsere Verhältnisse kleinen Wohnungen: zumeist mit zwei oder auch drei Generationen in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Es wurden keine Mühen gescheut, um uns trotzdem viel Platz zu bieten. Einige haben Familienmitglieder für die Zeit unseres Besuchs bei Verwandten untergebracht oder sind mit fast allen Familienmitgliedern – bis auf unseren Austauschschüler – in ein Zimmer gezogen. Die Offenheit, Freude und Herzlichkeit, die uns von den Familien entgegengebracht wurde, sucht seinesgleichen!
Viele Straßen in Kiew wirkten auf uns marode, ebenso etliche Häuser – vor allem die Wohnhäuser – die Straßenbahn und öffentliche Toiletten. Dieses tut dem Leben dort jedoch keinen Abbruch. Ein bisschen entfernt vom deutschen „Luxus“ erlebten wir, dass es auch „einfacher“ geht als wir es von zu Hause oft gewohnt sind – und dass es trotzdem problemlos funktioniert. Uns wurde deutlich, dass andere Werte deutlich wichtiger sind!
Wie bedeutsam den Kiewern unser Besuch war, zeigte sich ständig. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang unser Abschiedsabend, zu dem neben dem deutschen Botschafter auch der Bürgermeister der Stadt – Vitali Klitschko – eingeladen wurde. Aufgrund eines anderen wichtigen Termins konnte Klitschko leider nicht kommen, schickte aber seine direkte Vertreterin und ließ uns leckere ukrainische Schokolade sowie schriftliche Grüße zukommen.
Von den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine war nur indirekt und vor allem in Gesprächen mit den Menschen vor Ort etwas zu spüren. Aufgrund der jüngsten Ereignisse in Kiew haben die Organisatoren Menschenansammlungen, einen längeren Aufenthalt auf dem Maidan sowie die Nähe von politisch bedeutsamen Gebäuden gemieden.
Wir deutschen Schüler sind in Kiew zu einer festen Gruppe zusammengewachsen. Die gemeinsamen Erlebnisse, die Andersartigkeit der Lebenssituation, der reibungslose Ablauf und die nicht zu übertreffende Herzlichkeit „unserer“ Kiewer haben entscheidend dazu beigetragen.
Die Erfahrungen, die wir dort gesammelt haben, werden uns lange begleiten und mit Sicherheit für immer eng mit unserer Schulzeit verknüpft bleiben. Viele von uns haben den Wunsch, ihre Austauschschüler auch einmal privat zu besuchen.
Frau Lipina, die in der Ukraine für den Austausch verantwortliche Lehrerin, schrieb in einem Artikel: „Wir, die Schüler und Lehrer der Fachschule Nr. 14, sind dankbar für die Freundschaft und hoffen auf eine gemeinsame Zukunft (des Austausches).“
Diesem können wir uns nur anschließen! Hoffentlich gelingt es, diesen besonderen Schüleraustausch auch in den nächsten Jahren an der THS weiterzuführen! Zum Glück erhielten wir vor ein paar Tagen die Nachricht, dass der Austausch im nächsten Jahr auf jeden Fall weitergehen wird, und ich kann nur jedem raten sich anzumelden, um diese tollen Erfahrungen zu sammeln.
Vielen Dank an Frau Ramünke und Herrn Jensen – unsere Lehrer – , die von deutscher Seite aus diesen Austausch in diesem Jahr ermöglicht haben.
Katharina Ramm (9c)
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