Mein Französischaustausch.

Ich bin nicht der Beste in Französisch. Dementsprechend war ich mir zu Beginn nicht sicher, ob ich am Austausch mit Franzosen teilnehmen sollte. Doch da viele meiner Freunde mitfuhren, habe ich es auch gewagt – und es war richtig.

Wie bei jedem Austausch schreibt man am Anfang einen Steckbrief über sich und seine Familie. Auf dieser Basis werden die Partner zugeordnet. Ein paar Wochen vor der Abfahrt nach Sancerre erhielten wir also den Steckbrief unserer Gastfamilien. Mein Austauschpartner war Pierre. Ein netter und fröhlicher Junge, der unweit von Sancerre an der Loire wohnt. Die erste Kontaktaufnahme lief dann über Facebook und später Skype.

Dann war es endlich soweit: Früh morgens um fünf Uhr trafen wir uns am Pinneberger Bahnhof. Wir starteten mit der „kleinen“ S-Bahn, um später mit dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV über Straßburg nach Paris zu fahren. Nach acht Stunden Fahrt waren wir endlich da und wurden von unseren Austauschfamilien herzlichst begrüßt. Die Gruppe trennte sich und gemeinsam mit unseren neuen Familien fuhr ich in das Haus, in dem ich eine Woche lang wohnen sollte. Sancerre ist eins der Haupt-Weinanbaugebiete Frankreichs. Die Landschaft ist sehr hügelig und von kleineren Bergen geprägt. Pierre wohnt auf einem großen Grundstück in einem alten, gut erhaltenen Haus. Ich bekam mein eigenes Zimmer – eigentlich gehörte es Pierre.

Am nächsten Morgen gab es natürlich Croissants zum Frühstück. Dann fuhren wir mit dem Bus zur Schule. Da die Landschaft so hügelig ist, besteht kaum die Möglichkeit, zu Fuß oder gar mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen. Einige Schüler fahren allerdings mit einem Motorrad. Die Schule ist, nett gesagt, schmucklos. In der ersten Stunde sprachen wir mit unseren Lehrerinnen, Frau Adams und Frau Lassen, über das, was wir bereits erlebt hatten. Dann teilten wir uns auf, wer, wann, in welchen Unterricht geht. Bei mir stand Englisch, Musik und Latein auf dem Stundenplan. Das waren die einzigen Stunden, die ich in dieser Woche absolvieren musste. Sonst gab es hauptsächlich Ausflüge, beispielsweise in die „Innenstadt“ von Sancerre (Sancerre ist wesentlich kleiner als Pinneberg) oder an das Schloss Chambord.

Verständigungsprobleme hatte ich kaum, da meine Gasteltern ein wenig Deutsch sprachen und Pierre auch relativ gut Deutsch konnte. Zur Not gab es ja auch immer noch ein Wörterbuch, welches aber kaum zum Einsatz kam. An freien Tagen haben wir viel gemeinsam unternommen. Wir gingen zum Beispiel mit einigen deutschen Klassenkameraden ins Schwimmbad oder zum Minigolf.  Andere waren beim Paintball oder sind Motorrad gefahren. Außerdem lernt man selbstverständlich die Kultur des Landes kennen. Zum Beispiel ist es kein Klischee, dass es zu jeder Mahlzeit Baguette gibt. Nur das mit den Baskenmützen bewahrheitete sich nicht ganz.

Toll war auch, dass fast unsere gesamte Klasse mitfuhr. Nur ein Schüler kam aus einer Parallelklasse. So stärkten wir gleichzeitig auch unseren Klassenzusammenhalt. Aller Abschied fällt schwer, so auch dieser. Nach einer Woche voller Spaß verabschiedeten wir uns von unseren Gastfamilien. Nach einer langen Fahrt kamen wir auch wieder in Pinneberg an.

Ungefähr drei Wochen später besuchten uns dann die Franzosen. Da wir uns schon kannten, gab es keine Eingewöhnungsphase. Eigentlich lief fast alles wie in Frankreich ab: Die Gastschüler genossen viele Ausflüge. Einer von ihnen ging nach Büsum, wo wir eine Wattwanderung machten und uns in diversen Läden Souvenirs kauften. Unsere Gäste hatten so etwas wie das Watt noch nie gesehen und interessierten sich dementsprechend sehr für diese außergewöhnliche Landschaft.

Nun hatte unsere Klasse den Vorteil, dass 15  am Austausch teilnahmen, so konnten wir gemeinsam viele private Ausflüge organisieren. Der Hochseilgarten in Heist hat den Franzosen am meisten gefallen. Auch dort staunte man nicht schlecht, als sich eine dreißigköpfige Austauschgruppe ankündigte. Außerdem ging es ins Schwimmbad und in den Klövensteen. Worüber sich die Gäste aus Frankreich besonders gefreut haben, war die Currywurst. Niemand weiß warum, aber wenn man in der Stadt war, standen sie immer an einer solchen Bude. Daher empfahl es sich auch, den Franzosen zum Abschied etwas Currysoße mitzugeben. Ja, denn auch die Zeit in Deutschland ging nach nur etwas mehr als einer Woche zu Ende.

Ich werde diese Zeit nie vergessen, denn ich habe viel gelernt. Über die Kultur und auch über die Unterschiede zu unserem Leben, obwohl sich Deutschland und Frankreich doch grundsätzlich ähneln. Und ich habe nun auch einen neuen Freund – das ist ja eigentlich das Wichtigste.

Schreibe ein Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>