Mareike Engels ist dieses Jahr als Nachrückerin in die Hamburgische Bürgerschaft eingezogen. Sie studiert aktuell und ist Grüne Sprecherin für Soziales, Frauen & Gleichstellung. Ich hab während meines Praktikums die Chance genutzt mit ihr zu sprechen.
Pressident: Seit wann interessierst Du dich für Politik?
Mareike Engels: Ich interessiere mich eigentlich schon immer für Politik, auch ich habe mit meiner Arbeit in einer Schülerzeitung angefangen und habe mich so erst einmal für lokale Themen interessiert, dann aber auch schnell für Bildungspolitik in Niedersachsen. Darüber bin ich dann zur Jungen Presse Niedersachsen gekommen und waren viel in Niedersachsen unterwegs, z.B. Zu einem Rechercheseminar in Dörverden zum Thema Rechtsextremismus. Dort ist nämlich der Heisenhof, ein Tagungszentrum von Rechtsextremen, was Jürgen Rieger, einem Hamburger NPDler gehörte. Und natürlich wächst man in Niedersachsen quasi auf Anti-Atom Demos auf. So habe ich dann auch die Grüne Jugend kennengelernt und als ich dann nach dem Abi nach Hannover gezogen bin und Anschluss in einer neuen Stadt gesucht habe, war die Grüne Jugend auch meine erste Anlaufstelle.
Du kommst ursprünglich nicht aus Hamburg sondern aus Niedersachsen. Warum bist Du hier?
Das ist ganz einfach: Ich war schon immer viel in Hamburg, fühlte mich hier wohl und für mich war dann klar – in Hamburg möchte ich studieren!
Gibt es eine Art Ausbildungsberuf für Politik, oder wie kommt man dazu?
Ein Parlament sollte immer einen Querschnitt der Gesellschaft abbilden, also verschiedene Berufe, gerechte Repräsentanz der Geschlechter und eben auch eine gute Verteilung der Altersgruppen. Auch junge Leute sollten in der Politik etwas zu sagen haben und Verantwortung übernehmen. Deshalb habe ich mich auch schon immer politisch engagiert und dann ist es auch nicht wichtig, was man für eine Ausbildung hat oder was man studiert. Nur das politische Engagement zählt.
Wie sah deine erste Erfahrung als Abgeordnete aus?
(lacht) So lange bin ich ja noch gar nicht in der Bürgerschaft, ich hatte auch erst eine Plenarsitzung und ich bin während der Plenarsitzung erst Abgeordnete geworden. Einige unserer bisherigen Abgeordneten wurden dort zu Senatorinnen und Senatoren und ich bin dann während der Sitzung nachgerückt. Das war ein sehr aufregender Moment, wir Nachrückerinnen warteten quasi mit dem Landeswahlleiter vor dem Plenarsaal und haben dann nach der Vereidigung der neuen Senator_innen unser Mandate angenommen. An dem Abend hatte ich auch gleich meine erste Rede. Das war sehr aufregend.
Worum ging es in der Rede?
Es gab einen Antrag, in dem ein Armuts- und Reichtums Bericht gefordert wurde und darüber haben wir dann debattiert.
Was nervt Dich zurzeit am meisten in der Politik?
Das ist eine sehr schwere Frage, aber mich nervt tatsächlich etwas sehr stark. Im Sinne der Generationengerechtigkeit ist es gut, dass wir eine Schuldenbremse eingeführt haben, aber die Konsequenz sollte kein strikter Sparkurs sein. Es ist ziemlich ungerecht, auch im Sinne der Generationsgerechtigkeit, wenn an der Bildung gespart wird, wenn soziale Leistungen zusammengespart werden und so weiter. Das nervt mich ziemlich und ich finde, dass das so auf Dauer nicht weitergehen kann.
Wenn Du eine Sache in Hamburg verändern könntest, was wäre das?
Nur eine Sache? Ok, das ist ein sehr großer Punkt also passt das: Die soziale Spaltung in unserer Stadt in den Griff zu bekommen. Hamburg ist sehr stark zwischen Arm und Reich gespalten, es gibt viele Leute, die in unserer Gesellschaft abgehängt sind. Es gibt auch immer noch eine große Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Frauen haben weniger Chancen, Frauen haben weniger Geld zur Verfügung und damit auch weniger Macht und das alles würde ich gerne ändern.
Welchen Punkt würdest Du gerne im aktuellen Koalitionsvertrag ändern?
Also erst einmal finde ich ihn im Grundsatz ganz gut und ich habe ihm auch nach langer Abwägung zugestimmt. Aber ich bin natürlich nicht hellauf begeistert. Es gibt eben viele Stellen, an denen ich mehr gewollt hätte. Und gerade bei den Punkten soziale Gerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit hoffe ich darauf, dass wir im Laufe der fünf Jahre mehr Antworten finden als momentan im Koalitionsvertrag stehen.
Welches Amt hättest Du lieber inne: Grüne Bürgermeisterin in Hamburg oder weiterhin Grüne Abgeordnete?
Ich bin jetzt erst einmal sehr gerne Abgeordnete, aber ich würde mich sehr freuen, wenn die nächste Bürgermeisterin eine Frau ist. Ich finde, dass das unsere Stadt verdient hat auch mal von einer Frau regiert zu werden. Das gab es nämlich noch nie und es dringend an der Zeit!
Wo siehst Du Hamburg in zehn Jahren?
Hoffentlich nicht im Post-Olympia-Schock.
Wo siehst Du Dich selbst in zehn Jahren?
In einem grüneren und gerechteren Hamburg.
Was sind Deine realistischen Ziele für Deine erste Legislaturperiode?
An ein Arbeitsprogramm werden wir uns erst in den nächsten Wochen und Monaten machen, aber ich würde gerne Dinge wie die bessere Finanzierung der Frauenhäuser oder die Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und eben auch die leider so hohe Armut in der Stadt in Angriff nehmen.
Was müsste passieren, damit Du aus der Politik aussteigst?
Ich müsste den Glauben daran verlieren, dass ich etwas verändern kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Sehr gerne.
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