750.000 Fans besuchen zur WM 2010 das Heiligengeistfeld. Veranstalter Uwe Bergmann schildert Eindrücke zum zweitgrößten deutschen Fanfest.

Das Heiligengeistfeld (Foto: Arne Müseler [arne-mueseler.eu]) ist in aller Munde. Doch mindestens genauso aufregend ist das Leben seines Veranstalters. Auf Uwe Bergmann lastet die Verantwortung über täglich an die 70.000 Menschen, er zieht die Stränge für ein Gelingen oder Versagen des Fanfestes auf dem Heiligengeistfeld.

Der 49-Jährige hat alle Hände voll zu tun. Neben dem Fanpark organisiert seine Hamburger Agentur, die Bergmann Gruppe – gleichzeitig „Harley Days“ und “Kieler Woche”. Sein Unternehmen ist regional wie überregional bekannt und hat seine Finger auch beim Weinfest und Kleinkunstfestival in Pinneberg im Spiel. Dafür sind 300 freiberufliche und 25 fest angestellte Mitarbeiter im Einsatz.

Sein Büro hat sich Bergmann nach Lust und Laune eingerichtet. Vier Wände erscheinen in zwei unterschiedlichen Farbtönen, auf der Fensterbank stehen jede Menge Familienfotos und neben dem Schreibtisch findet ein überdimensionales Hundekörbchen seinen Platz während sich draußen der rege Feierabendverkehr durch den Eppendorfer Stadtteil zieht. Doch Bergmann ist nicht nur ein Freund von Tieren, auch seine Mitarbeiter haben die Erlaubnis in Flip Flops durch das mehrstöckige Gebäude zu laufen oder sich in der kleinen Küche zu bedienen.

Uwe Bergmann in seinem Hamburger Büro

Uwe Bergmann in seinem Hamburger Büro

Bergmanns Unternehmen hat zum ersten Mal den Zuschlag für die Ausrichtung des Fanparks bekommen. 2006 und 2008 lief die Organisation noch über die Stadt Hamburg, bis der Senat bemerkte, dass er vorsichtiger mit den Steuergeldern umgehen sollte und die Organisation bzw. finanzielle Verantwortung abgab. Die Kosten konnten von zwei Millionen auf 150.000 Euro gesenkt werden.

Bergmann und sein Projektleiter Manfred Pakusius sind ruhige und lockere Menschen. Der eine im Polo-, der andere im T-Shirt, die Sonnenbrille um den Hals gehängt und ein Lächeln im Gesicht. Als Eventmanager habe er das gelernt, anders wäre der Job kaum auszuhalten, so Bergmann. Trotzdem kosten ihn Veranstaltungen wie das Fanfest einen der letzten Nerve:„30 Tage WM, 30 Tage arbeiten, 30 Tage kein Urlaub, egal ob Samstag oder Sonntag.“ Doch Bergmann hat es sich so ausgesucht. Nach seinem Abitur und Zivildienst brach er sowohl seine Lehre zum Buchhändler als auch das Studium ab und machte sich mit einer Event-Agentur selbständig, expandierte, übernahm noch das ein oder andere Restaurant und hat nach 23 Jahren harter Arbeit einen Jahresumsatz von um die neun Millionen Euro und verdient nicht schlecht daran. Das ist auch notwendig, denn häufig muss seine Agentur als Veranstalter das Geld vorstrecken oder ist für finanzielle Verluste verantwortlich – so auch beim Fanfest auf dem Heiligengeistfeld.

Manche Menschen nehmen Drogen, um sich zu stimulieren, wir machen Veranstaltungen.

Wenn es nach Bergmann und Pakusius ginge, wären beide schon früher in die Public Viewing-Branche eingestiegen. 2008 bewarb sich die Hamburger Agentur, eines der größten in Norddeutschland dieser Art, für die Ausrichtung eines Fanfestes in Wien. „Zum Glück haben wir den Zuschlag nicht erhalten.“, sagt Bergmann im Nachhinein um kurz darauf hinzuzufügen: „Die Mentalität der Menschen in Deutschland ist einzigartig! Da kann nicht jedes Land mithalten!“

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Geschäftsführer und Projektleiter

Die WM-Spiele verbringt Bergmann immer dort, wo es Arbeit gibt. Entweder klettert er auf den Steiger, hält sich im Backstage auf oder begrüßt Prominente wie DSDS-Sieger Mehrzad Marashi, Tagesthemen-Sprecher Tom Buhrow und Spieler der St. Pauli Bundesliga Mannschaft. Allerdings – und das betont der Veranstalter – mache er das nicht für Promis, Fernsehteams oder Senatoren, sondern für jeden Fan, der sich in die Menge stellt und das Feiern genießt. Umso glücklicher ist Bergmann, dass es noch keinen bedeutenden Polizei-Einsatz gab. „Gegeneinander spielen, miteinander feiern!“, lautet das Motto von Uwe Bergmann und seinem Team. Auf die Ultra-Hardcore-Fans hat er es sowieso nicht abgesehen. Wichtig sind ihm die Menschen, die friedlich feiern wollen, auch Jugendliche und Familien. Und das Beste, so Bergmann, genau die kommen auch. Laut dem Geschäftsführer der uba sind die Gewinner einzig und allein die Fans, wobei er dann doch nicht ganz verschwiegen kann, dass es eine klassische Win-Win-Situation ist. Die Fans kommen auf ihre Kosten, der Senat hat keine und er selber ist natürlich wirtschaftlich mit einer Veranstaltung dieser Größe auch ganz gut beraten.

Ungefähr eine Woche dauert es, bis das Fanfest seinen normalen Gang nimmt. Vorher gibt es ständig Schwierigkeiten. Besonders die Sicherheit ist das Hauptaufgabenfeld von vier hauptberuflichen Fanpark-Organisatoren. Sämtliche Polizisten müssen mit Sanitätern und Ordnern für die Kommunikation vernetzt werden, aber auch unterschwellige Aufgaben wie das Leiten der Besucherströme wollen erledigt werden. „Für jedes denkbares Szenario in puncto Sicherheit müssen wir vorbereitet sein.“ Erklärt Bergmann. Deswegen kümmert sich der vierfache Familienvater fast ausschließlich darum. Was durch den Zapfhahn läuft, interessiert ihn da weniger. Trotz all der Anstrengung bringt ihm der Job unheimlich viel Spaß. Warum? „Wir machen viele Sachen, die andere als Hobby betreiben.“ Da ist es selbstverständlich, dass sein Berufsleben auch privat eine Rolle spielt. Bergmann ist stolzer Besitzer einer Harley-Davidson und segelt, wenn es die Zeit zulässt, mit einem Boot auf der Ostsee. Fehlt nur noch, dass ihn das Fußballfieber packt – vielleicht als Jugendtrainer.

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