Web Bot Project – Moderne Wahrsagerei?!
Hätten die Terroranschläge vom 11.September 2001 verhindert werden können? Geht 2012 die Welt unter? Mit Hilfe von Internetfragmenten soll eine ominöse Organisation mit dem Namen Web Bot Project Vorhersagen über schwerwiegende Zukunftsereignisse treffen.
Mit dem Ziel Aktienkurse automatisch zu erfassen und daraufhin Marktprognosen zu erstellen, wurde das Web Bot Project 1997 in den USA entwickelt. Doch schon kurze Zeit später stellte sich heraus, dass in dem System noch vielmehr steckte als das, wofür man es entwickelt hatte. „Wir machen Vorhersagen oder Prognosen künftiger Ereignisse. Basierend auf subtilen Veränderungen in der Sprache, wie sie sich über das Internet in den üblichen Gesprächen manifestieren“, sagt Clif Hugh einer der Gründer des Projektes. Mittlerweile wurde das Programm bzw. das Algorithmengeflecht, aus dem es besteht, weiterentwickelt. Um die Prognosen zu treffen scannen sogenannte Web Bots im Internet öffentliche Quellen und verfügbare Texte unterschiedlichster Sprache. Die gesammelten Informationen, die aus Schlüsselwörtern und Textfragmenten bestehen, werden dann verdichtet und sollen schließlich über Zukunftsereignisse Auskunft geben können. Die Macher behaupten, sie hätten bereits Ereignisse wie einen großen Stromausfall im Nordosten der USA und das Unglück des Space Shuttles Columbia 2003, den Hurricane Katrina 2005 und sogar den Jagdunfall des US-amerikanischen Vizepräsidenten 2006 vorhergesagt. Ebenfalls hätten die Ereignisse vom 11.September in einer Zeitspanne gelegen, für die eine erschütternde Katastrophe prophezeit wurde. Ist das ganze reiner Zufall, eine verdrehte Art moderner Wahrsagerei oder eine Verschwörung?
Mit Wahrsagerei assoziieren wir heutzutage meist mit Kristallkugeln oder Tarot-Karten, von denen wir uns auf Jahrmärkten oder im Fernsehen in den Zauber der Zukunft entführen lassen. Die ältesten Aufzeichnungen über Kunst der Wahrsagung, auch Mantik genannt, stammen aus dem 3. Jahrtausend vor Christus, gefunden im Nahen Osten. Sie erzählen von den verschiedensten Praktiken, darunter die Lekantomanie, Weissagung mit Öl, oder das Haruspizium, die Vorhersagung anhand der Eingeweide von Opfertieren. Die Mystik von Prophezeiungen zieht sich durch die griechische und römische Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit und geht meist von der Macht göttlicher Gestalten aus. Über die Jahre veränderten sich auch die Praktiken, so entwickelten sich in der Neuzeit beispielsweise das Kartenlesen, Würfeln oder das simple Lesen aus der Hand. Im 17. Jahrhundert wurden die Wissenschaften jedoch immer mehr zu einem Gegenpol. Mit dem wachsenden Skeptizismus der Leute erfuhr die Wahrsagerei gerade bei den gebildeten Bürgern einen jähen Dämpfer, erfreute sich aber weiterhin beim einfachen Volke, vor allem auf Volksfesten, großer Beliebtheit.
Das Unterbewusstsein des Internets
Eine Reisebekanntschaft erzählte mir vor einiger Zeit eine interessante Geschichte. Als Teenager in Peru besuchte sie mit Freundinnen zum Spaß eine Wahrsagerin auf einem Jahrmarkt. Diese prophezeite ihr sie würde später in einem fremden Land einen Mann aus ihrer Heimat treffen und drei Kinder mit ihm bekommen. Natürlich schenkte sie den Worten der Frau wenig Beachtung. Ohne zu diesem Zeitpunkt etwas gewusst zu haben, wanderte sie einige Jahre später mit ihrer Familie in die USA aus. Heute ist sie mit einem Peruaner verheiratet und hat zwei Töchter, ein drittes Baby hatten sie verloren. Die Geschichte ließ mich Staunen und auf meinen stutzigen Blick erwiderte sie, dass sie durch aus wisse wir verrückt es klinge und was für ein Zufall alles sei, schließlich habe sie ja eigentlich auch nicht an Wahrsagerei geglaubt. Kann es so etwas wie Zukunftsvorhersagen also wirklich geben, oder besitzen einige Menschen einfach übersinnlichen Kräften?! Schließlich basiert auch das Web Bot Project im Grunde auf Informationen, mit denen wir Menschen das Internet füttern. Teilweise wird das Projekt als Unterbewusstsein des Internets bezeichnet. „Während die Menschen eher banale Dinge des Lebens diskutieren, haben sie die Tendenz, vorherwissende Hinweise durchsickern zu lassen über das, was die Zukunft für uns alle bereithält”, behaupten die Erfinder. Spinnt man diese Behauptung weiter könnte man denken, dass wir, die ja das Internet täglich mit Informationen speisen, die Zukunft indirekt kennen, sie in uns haben. Wie absurd dies ist oder auch nicht muss jeder für sich entscheiden. Denkbar wäre aber auch eine Verschwörung, die hinter dem Geheimnis dieses Projektes steckt. Verschwörungstheorien gibt es zu den verschiedensten Sachen, sie sind ein Versuch ein Ereignis, einen Zustand oder Entwicklungen durch zielgerichtetes Wirken zu erklären und so einen illegalen, verwerflichen und oder selbstsüchtigen Plan zu verwirklichen. Das Konzept einer solchen heimlichen Verbündung basiert dabei meist auf dem Prinzip der Täuschung. Interessant, dass sämtliche Informationen über die Erstellung der Vorhersagen und über die Struktur des Programms strikter Geheimhaltung unterliegen. Über das Ziel, das eine vermeintliche Verbündung mit diesem Projekt verfolgen könnte, lässt sich wohl wenig sagen, allerhöchstens vage Vermutungen anstellen.
Von all dem abgesehen, haben die Such-Roboter natürlich auch für den Tag des vermeintlichen Weltunterganges, den 21.12.2012 ein Statement parat. Sie sagen für das Jahr 2012 eine Naturkatastrophe ungeheuerlichen globalen Ausmaßes voraus. Mit ihrer Vorhersage befindet sich das Web Bot Project so in Nachbarschaft zu den Aussagen der Maya. Auch einige Wissenschaftler rechnen für dieses Jahr mit einer starken Zunahme von Sonnenstürmen und halten so eine weltweite Verwüstung für möglich. Wie fundiert diese Aussagen bzw. Prophezeiungen sind und ob sie zu treffen ist nicht zu sagen. Wie viel Glauben ihnen zu schenken ist, ist natürlich jedem selber überlassen, ansonsten bleibt wohl nur abwarten.
Die Vorhersagen findet ihr übrigens unter: www.halfpasthuman.com
Den letzten Satz finde ich gut …
dass “Data Mining” z.B. Grippeepidemien erkennt, weil viele in Google nach damit verbundenem suchen, kann ich verstehen. Dass ich damit einen Jagdunfall des US-amerikanischen Vizepräsidenten voraussagen kann, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich – manche Voraussagen treffen immer mal wieder zu, weil die Anzahl der Kinder, eine Ehe, … auch in Kombination miteinander nicht so unwahrscheinlich sind.
Da hast du ganz Recht, das ganze beinhaltet natürlich auch ein gewisses “Spiel mit den Wahrscheinlichkeiten”.