Pressident » Krieg http://ths-pressident.de Schülerzeitung der Theodor-Heuss-Schule Tue, 31 May 2016 18:11:43 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.8.14 Ein Mann mit vielen Reisen http://ths-pressident.de/ein-mann-der-vielen-reisen/ http://ths-pressident.de/ein-mann-der-vielen-reisen/#comments Sat, 25 Apr 2015 10:56:12 +0000 http://ths-pressident.de/?p=13817 Es ist der Fahnenmast im Vorgarten, der schon beim Vorbeifahren auffällt. Ganz oben ist ein Kompass befestigt, ein Zeiger richtet sich nach dem Wind aus. An den Flaggenleinen sind je nach Anlass unterschiedliche Flaggen gehisst. Während der Weltmeisterschaft zum Beispiel wehten die Fahnen der jeweiligen Nationen, die gegeneinander spielten. Dass an jedem Morgen die anstehenden Partien aktuell angezeigt wurden, dafür sorgte Gerd Falk, der gemeinsam mit seiner Frau eine Straße von mir entfernt wohnt. Als ich im letzten Jahr über jene Aktion für die Schülerzeitung berichtete, stellte ich bei seinen Erzählungen fest, dass die Fahnen nicht einfach nur zum Blickfang von Fußgängern und Radfahren, dienen. Sie haben vielmehr etwas mit Gerd Falks Lebensgeschichte und seinem früheren Beruf als Schifffahrtskapitän zu tun. Ich wollte gerne mehr darüber erfahren und so besuchte ich ihn bei sich zu Hause und ließ ihn erzählen.

Vor 81 Jahren, im Jahr 1934, wurde Gerd Falk in Tannenberg in Ostpreußen geboren. Das Gebiet gehörte damals noch zu Deutschland, war allerdings durch Polen vom Rest des Landes abgetrennt. Er lebte in einem beschaulichen Dorf. Sein Vater, ein gelernter Schneider, arbeitete an einem Hof als Bauer. Hier hätte er aufwachsen sollen. Doch es kam anders. Als seine Mutter 1938 wahrscheinlich an Typhus erkrankte und kurz darauf verstarb, wurden Falk und seine Geschwister an die Onkel und Tanten der Familie aufgeteilt. Er selbst kam zur Schwester seines Vaters, Tante Ottile, und deren Mann Emil nach Lötzen, einer Stadt, die ebenfalls in Ostpreußen lag.
Neben dem familiären Schicksalsschlag, der die Lebensumstände von Gerd Falk bereits in frühen Kinderjahren veränderte, bahnte sich auch die Zeit an, welche für die gesamte Bevölkerung verheerende Folgen haben sollte. „Alle sprachen vom Krieg, schienen in Sorge zu sein. Als Kind sagte mir dieser Begriff nichts, ich wusste das noch nicht einzuordnen.“ Und zunächst änderte sich für den kleinen Jungen auch nicht viel. Ihm gefiel das Stadtleben in Lötzen gut. Es war etwas los, es gab genug zu essen und lange lebte man in Sicherheit. Onkel Emil und sein Sohn jedoch wurden für den Krieg nach Polen rekrutiert. Genau wie Gerd Falks leiblicher Vater, den er nie wieder gesehen hat. Während die deutsche Armee Polen sofort einnahm, blieb es im nur 50 Kilometer entfernten Lötzen bei Gerd Falk und seiner Tante lange ruhig. Sie führten ein weitgehend normales Leben, Falk ging in die Schule und kam schließlich auch zum Deutschen Jungvolk (Vorstufe der Hitlerjugend). Vom Rassismus bekam er hier wenig mit, stattdessen freute er sich ganz einfach über Dinge wie gute Kleidung, mit welcher er dort ausgestattet wurde. „In meinem Umfeld habe ich vom grausamen Nationalsozialismus lange nichts mitbekommen. Erst später bemerkte ich, dass es noch ganz andere Deutsche gibt.“ Und so bekam er die Folgen des Regimes und des Kriegs erst sehr spät zu spüren. Am 24. Januar 1945. Seine Tante hatte ihn mit einem Paket zur Poststelle geschickt. Diese war zwar offen, gleichzeitig aber menschenleer. Auch in den Straßen des Ortes, in dem 20.000 Menschen gelebt hatten, traf er nur noch zwei Nachbarn. Ein Soldat benachrichtigte ihn und seine Tante schließlich: „Geht lieber heute als morgen von hier weg. Die Russen kommen!“ Tatsächlich sollte kurze Zeit später die finale Großoffensive der Russen Ostpreußen erreichen, die letztlich das Ende des Zweiten Weltkriegs einläutete. Die beiden jedenfalls packten zwei Koffer mit dem Nötigsten – außer ein paar Fotos ließen sie jegliche Erinnerungsgegenstände zurück. Was folgten, waren die schlimmsten Monate seines jungen Lebens: Tagelang marschierten sie in Richtung Westen mit dem Ziel, irgendwo in Sicherheit zu sein. Gerd Falk erzählte mir dabei von Erlebnissen, die ich mir weder vorstellen kann noch möchte. Von Beschüssen aus russischen Flugzeugen, die es immer wieder gab. Verpflegungslager, die nach tausenden anderen Flüchtlingen, welche diese Stelle bereits passiert hatten, bereits leer waren. Ein Güterzug, der sie auf der Ladefläche ein gutes Stück mitnahm, auf dem sie bei Minus 20 Grad aber fast erfroren wären. Der schlimmste Abschnitt sei der Weg über das sogenannte Haff gewesen, eine Strecke übers Eis an der Ostsee, bei dem Flüchtlingswagen samt Pferden teilweise eingesunken und Menschen schreiend ertrunken seien.

Was er dabei gefühlt habe, was er für emotionale Erinnerungen an diese Zeit hat, frage ich ihn. Natürlich viel Angst und Traurigkeit. Doch auch wenn es immer drunter und drüber gegangen sei, ging es doch stetig voran – und schließlich auch an einen sicheren Ort.

Auf diesem Schiff startete Falcks Seefahrtslaufbahn.

Auf diesem Schiff startete Falks Seefahrtslaufbahn.

Dieser Ort war für Gerd Falk und Tante Ottile schließlich das rettende Ufer Fehmarns, wo sie etwa zwei Monate nach Aufbruch aus Ostpreußen per Schiff aus Rügenwalde hingebracht wurden. Es war im März 1945, kurz vor Ende des Kriegs. Auf der Ostseeinsel waren sie nicht nur in Sicherheit. Die Faszination, die Falk für den Inselhafen entwickelte, führte ihn nach seinem Schulabschluss 1949 in den Bereich, der sein weiteres Leben dominieren sollte: die Seefahrt. Als Schiffjunge auf einem kleinen Dampfer, der Kiel und Lübeck vor allem mit Schlachtvieh versorgte, verdiente er seine ersten 25 Mark im Monat. Nach einem Jahr stieg er zum Jungmann auf, wurde anschließend Leichtmatrose und Matrose. Immer größere Touren auf immer größeren Strecken folgten. 260 Mark im Monat seien dabei „richtig gutes Geld“ gewesen, betont Falk. Mit der Zeit kletterte er dann auch noch die Offiziersleiter hinauf und schaffte es nach einem Studium im Jahr 1966 schließlich zum Kapitän. Bei Berichten von dieser Zeit kommt er ins Schwärmen: Über das Sushi-Essen in Japan, dass er schon mochte, als es in Deutschland noch niemand kannte. Die Karibik, in die er vor allem wegen des „guten Klimas“ immer wieder gerne gefahren ist. Oder tiefe Freundschaften zu „sehr aufgeschlossenen“ Brasilianern, die auch nach dem 7:1-Sieg Deutschlands im letzten Jahr nicht abgerissen seien.

Natürlich gab es auch unschöne Fahrten; zum Beispiel wenn Orkane wüteten, bei denen unvorstellbar hohe Wellen das Schiff mächtig zum Schaukeln gebracht hätten. „Aber das gehört eben dazu, wenn man mit dem Schiff um die Welt fährt.“, sagt Falk und erzählt außerdem, dass man ihnen als Deutschen überall sehr freundlich und respektvoll begegnet sei – und das bereits kurz nach dem Krieg. So sei es für ihn ein selbstverständlicher Akt des Respekts gewesen, beim Einlaufen in einen fernen Hafen die Fahne des jeweiligen Landes zu hissen. Flaggen seien für ihn immer noch etwas Besonderes, fast etwas „Heiliges“ – und so lagert seine eigene Sammlung von über 100 Flaggen fein säuberlich sortiert im Dachgeschoss und findet am Mast im Vorgarten ihre Anwendung.

Der Fahnenmast während der WM.

Der Fahnenmast während der WM.

Gert und Monika Falck vor ihrem Fahnenmast.

Gert und Monika Falck vor ihrem Fahnenmast.

Seit 1996 ist Gerd Falk nun im Ruhestand. „Ich habe meinen Beruf seitdem an keinem Tag vermisst. Ich habe das lange genug gemacht und hatte am Ende keine Lust mehr.“ Neben dem Fahnenlager, dem Mast draußen gibt es viele andere Dinge im Hause Falk, die an die Zeit als Schiffskapitän erinnern. Stolz zeigt er mir sein Kapitänsfrack, alte Seekarten und Geschenke von ehemaligen Schifffahrtskollegen.

Als ich mich schließlich nach kurzweiligen zweieinhalb Stunden Unterhaltung wieder verabschiede, fühle ich mich richtig gut. Ich habe zunehmend Bewunderung dafür empfunden, mit welch direkter, ehrlicher und ruhiger Art dieser Mann mit mir über seine persönlichen Kindheitserfahrungen gesprochen  hat. Über eine Zeit, die nicht nur weit zurück liegt, sondern auch im Leben der letzten Generationen zum Glück keine Lebenswirklichkeit mehr darstellt. Und doch halte ich es für so wichtig, sich immer wieder mit diesem Kapitel deutscher Geschichte auseinanderzusetzen. Dieses Gespräch hat mir einen persönlichen Zugang geschenkt und mir deutlich gemacht, zu welch einer privilegierten Zeit ich hier in Deutschland – trotz einiger vor allem globaler Sorgen – leben darf. Gleichzeitig hat es mich gefreut, einen wirklich zufriedenen Mann zu erleben, der trotz furchtbarer Erlebnisse in seiner Kindheit ein erfülltes Leben hatte und hat. Vielleicht liegt das auch daran, dass er jede vergangene Lebensphase für sich heute stehen lassen kann.

Beim Abschied verweist er strahlend auf die blühenden Blumen, die seine Frau jüngst eingepflanzt hat. Als ich schon fast die Auffahrt verlassen habe, sagt er noch: „Es ist schon alles ganz gut für mich verlaufen. Wäre ich in Preußen geblieben, ich wäre wohl nie zur See gefahren, sondern hätte als Bauer gearbeitet.“

Auf diesem Schiff startete Falcks Seefahrtslaufbahn. Das ganze Haus ist gespickt von Erinnerungsstücken an die Seefahrt. Zum Beispiel hängen Knotentechniken an der Wand. Karten, Schiffe, ... ...und noch mehr Karten und Bilder! Einige der über 100 Flaggen, fein säuberlich beschriftet. Gert Falck zeigt die ungefähre des Hafens "Come By Chance", deren Ansteuerung ein großes Abenteuer bedeutete. Dies ist der Beginn des dazugehörigen Reiseberichts an die Reederei. Das alte Kapitänsfrack hängt noch immer im Dachgeschoss. ]]>
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Eine furchtbare Verlockung http://ths-pressident.de/eine-furchtbare-verlockung/ http://ths-pressident.de/eine-furchtbare-verlockung/#comments Sun, 19 Apr 2015 10:39:59 +0000 http://ths-pressident.de/?p=13373 Foto: action press / CEN

Über den Irrglauben eines “heiligen” Kriegs.

Der Dschihad: Dieser Begriff ist wohl den meisten bekannt. Oft fällt er im Zusammenhang mit den terroristischen Machenschaften des Islamischen Staates, des IS. In Wirklichkeit ist Dschihad nichts anderes, als das arabische Wort für Kampf. Nicht der Kampf gegen Andersgläubige, sondern der Kampf, den man mit sich selbst austrägt. In jedem Menschen steckt Gutes, aber auch Böses. So wie in jeder anderen Religion können auch im Islam nur jene den Weg ins Paradies, zu Allah finden, welche das Böse in sich selbst bekämpfen.  Der Begriff Dschihad stammt aus dem Koran und aus der Sunna. Letztere bezeichnet das belehrende, normbildende Verhalten des Propheten Mohammed.

Schon in der Antike wurde der Dschihad jedoch militärisch verstanden. Vielen erschien die Begriffserklärung in Koran und Sunna nicht eindeutig. Einerseits wurde er defensiv ausgelegt, andererseits wurde er als Aufruf zum Kampf gegen Ungläubige verstanden, obwohl die Auslöschung dieser Menschen definitiv nicht im Koran gefordert wird. Ganz im Gegenteil: Der Koran zeigt eine sehr ähnliche Ansicht vom Töten eines Mitmenschen, wie die Zehn Gebote der Bibel. So heißt es in Sure 5, Vers 32: “Aus diesem Grunde haben Wir den Kindern Israel verordnet, dass wer eine Seele ermordet, ohne dass dieser einen Mord oder eine Gewalttat im Lande begangen hat, soll sein wie einer, der die ganze Menschheit ermordet hat. Und wer einen am Leben erhält, soll sein, als hätte er die ganze Menschheit am Leben erhalten”. Der Auslegung des Dschihad als Krieg gegen Ungläubige wiederspricht zudem Sure 2, Vers 256: “Es soll kein Zwang sein im Glauben.”

Die Schiiten, eine Konfession des Islams, legten den Dschihad als erste als spirituellen Kampf gegen das Böse in sich selbst aus. Dieser Ansicht schlossen sich immer mehr muslimische Gelehrte an. Heute ist diese friedliche Auffassung in der muslimischen Welt weit verbreitet.

Doch auch in der Moderne wird er von Terrororganisationen wie dem IS als Aufruf zu einem “Heiligen Krieg” verstanden. Diese Ansicht stößt bei dem Großteil der Muslime weltweit auf mehr als nur Unverständnis. Für sie ist dies nicht der Weg ihres Glaubens und nicht die Forderung Allahs. Denn im Koran wird dieser Begriff des “Heiligen Krieges” nicht einmal erwähnt.

Und dennoch: Obwohl wir in einem weitgehend aufgeklärten Zeitalter diesbezüglich und einer zunehmenden Weltoffenheit leben, schließen sich weitere junge Menschen dem Kampf des IS in Syrien an, auch aus Deutschland. Dabei stellt sich für uns wie für die meisten Muslime die Frage: Warum?

Die Antwort lautet: Propaganda. Videos auf Seiten wie YouTube locken mit vermeintlicher Kameradschaft innerhalb des IS und vermitteln einigen Sympathisanten das Gefühl, es sei ihre Pflicht, ihren “Brüder” im Kampf beizustehen. “Dschihad macht Spaß” lautet die erschreckende Parole des IS. Und damit ist sicher kein spiritueller Kampf im Inneren eines Menschen gemeint. Die Männer, die sich davon angesprochen fühlen, gewinnen den Eindruck, als wäre dies der einzig richtige Weg, als wäre der Krieg notwendig. Besonders junge Menschen, die keine Zukunftsperspektiven für sich erkennen können, die oft familiäre Probleme und eine schwere Vergangenheit haben, lassen sich leicht beeinflussen. Auch die im Internet zu findenden Hinrichtungsvideos scheinen, so unwahrscheinlich und verwerflich es auch auf uns wirkt, einen Propagandazweck zu erfüllen. Rein logisch betrachtet müsste es allen bei diesen Videos kalt den Rücken runterlaufen und ekeln, so dass sie nicht einmal mit dem Gedanken spielen würden, nach Syrien oder in den Irak zu gehen, sodass sich letztlich immer weniger Kämpfer dem IS anschließen würden. Doch die erschreckende Wahrheit ist: Allein aus Deutschland haben sich mittlerweile mindestens 550 junge Männer dem Kampf gegen Andersgläubige angeschlossen. Ihre Perspektivlosigkeit, ihr Wunsch nach einer Gemeinschaft macht sie zu Terroristen, zu Mördern, oder bringt sie am Ende selbst ins Grab.

Die wahren Folgen des Dschihads: elende Zerstörung. Foto: action press /

Die wahren Folgen des Dschihads: elende Zerstörung. Foto: action press / Abaca Press

Glücklicherweise treten Einzelpersonen oder Gemeinschaften von andersdenkenden Muslimen dieser Entwicklung entgegen: So gelingt es einigen zu verhindern, dass sich weitere junge Menschen dem Islamistischen Staat anschließen. Sie können einige dieser Männer überzeugen, dass sie in Syrien nichts anderes erwartet als Gewalt und zeigen ihnen den friedlichen Weg des islamischen Glaubens. Die meisten dieser ehemaligen Sympathisanten des IS sind ihnen dafür sehr dankbar, denn sie haben so ihr Leben und ihre Unschuld behalten. Ihnen ist es gelungen, sich von der Vorstellung des kriegerischen Dschihad zu lösen. Doch dazu brauchen sie aufgeklärte Menschen, die bereit sind, ihnen zu helfen.

Zudem versammeln sich immer wieder Muslime, um gegen Gewalt und Hass friedlich zu protestieren. So setzten sie z.B. schon am 19. September dieses Jahres durch einen Aktionstag in ganz Deutschland, welcher in 2000 Moscheen abgehalten wurde, ein deutliches Zeichen gegen den Terror. Wie sich die Situation im Nahen Osten entwickeln wird, werden wir wohl erst in einigen Jahren sehen. Doch das Leben für die Bewohner dieser Region hat sich für immer verändert. Selbst wenn die Flüchtlinge eines Tages wieder gefahrlos in diesen Ländern leben können, wird der Wiederaufbau sehr lange dauern. Von den seelischen Schäden derer, die durch den Terror ihre Familie und ihr Hab und Gut verloren haben, ganz zu schweigen.

Auch die Angehörigen anderer Religionen dürfen eines nicht vergessen: Es bestehen gewaltige Unterschiede zwischen dem Islam und dem Islamistischen Staat.

Kampf um Kobane - die Zukunft der syrischen Stadt an der türkischen Grenze ist von internationalem, politischen Interesse. Foto: action press /

Kampf um Kobane – die Zukunft der syrischen Stadt an der türkischen Grenze ist von internationalem, politischen Interesse. Foto: action press / Abaca Press

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Rüstungsexporte – ja oder nein? http://ths-pressident.de/tod-gewalt-und-elend-made-germany/ http://ths-pressident.de/tod-gewalt-und-elend-made-germany/#comments Sun, 28 Dec 2014 13:54:42 +0000 http://ths-pressident.de/?p=13198 Foto: Andreas Dengs, www.photofreaks.ws  / pixelio.de

Rüstungsexporte – ja oder nein?

Contra: Wie Deutschland von Kriegen in anderen Ländern profitiert.

Von Pressident-Redakteur Henrik

Wenn einem das Thema Krieg und Waffen in den Sinn kommt, denken viele zuerst an Kriege, die zwar schrecklich, doch zum Glück weit weit weg von dem wohlbehüteten und friedlichen Deutschland und Europa sind. Doch die Wahrheit ist eine andere. Viele Kriege betreffen uns mehr als wir denken. Hier sind erst einmal ein paar Zahlen aus dem Rüstungsexportbericht 2013. Rechnet man den Wert der 13.821 genehmigten Waffen- und Rüstingsexporten aus, kommt man auf einen Gesamtverkaufswert von 4,696 Milliarden Euro.

Dass diese Waffen lediglich in die Hände von stabilen Demokratien gelangen, ist eine Illusion. Deutschland liefert scheinbar hemmungslos Waffen an Staaten wie Algerien, Katar, Mexiko, und Pakistan aus. Sind diese Waffen erst einmal verkauft, ist die Kontrolle völlig verloren. Immer wieder landen deutsche Waffen an Orten, wo sie ganz bestimmt nicht hingehören, wie auf Schwarzmärkten in Afghanistan und Pakistan. Bei der Revolution in Libyen fanden Aufständische deutsche G36 – Sturmgewehre in den Residenzen des gestürzten Diktators Gaddafi – inklusive Originalverpackung.

Nun bleibt natürlich die Frage, wenn solche Dinge geschehen: Warum ändert sich nichts?

Politiker und Unternehmen scheinen keine moralischen Bedenken zu haben. Die aktuelle Regierung, insbesondere der Wirtschaftsminister Gabriel, kündigten zwar an, die Exporte einzuschränken, doch viele aktuelle Geschäfte wurden vor einigen Jahren in Auftrag gegeben und genehmigt und können nun nicht mehr zurückgenommen werden. Desweiteren stellten sich insbesondere Mitglieder der CDU gegen Änderungen im Verfahren und eine Verschärfung der Gesetze, da diese Arbeitsplätze gefährden könnten. Dies ist auch das Hauptargument der Unternehmen – laut der SVI (Sicherheits- und Verteidigungsindustrie) sicherten die Rüstungsunternehmen ca. 98.000 Arbeitsplätze, ohne die Zulieferer mitzuzählen. Die Bundesregierung schätzt die Zahl der direkt in der Rüstungsindustrie beschäftigten jedoch auf 80.000 und einige Kritiker sind sogar der Meinung, dass lediglich 20.000 Personen in der Rüstungsindustrie arbeiten. Es fehlen also verlässliche Angaben.

Letztendlich sollte jedoch jedem klar sein, dass es sich hierbei um ein Abwägen zwischen dem Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland oder dem Erhalt von Menschenleben anderswo ist. Wie ist es dann also vertretbar, dass Deutschland an den zahlreichen Konflikten der Welt auf diese Weise mitverdient?

Pro: Warum die Welt deutsche Waffen braucht.

Von Pressident-Redakteur Jan

Die Rüstungsbranche boomt. Rheinmetall, Heckler & Koch, Diehl, et cetera. Auf die Deutsche Industrie ist Verlass. Das weiß man mittlerweile weltweit. Da verwundert es kaum, dass eine Vielzahl von Verbündeten an unseren hochmodernen Waffensystemen interessiert ist. Der Beschäftigungseffekt der hiesigen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie beläuft sich auf rund 320.000 Arbeitsplätze, das jährliche Beschäftigungswachstum in der Branche liegt bei gut 4%, das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Beschäftigten bei über 60.000€. Ein extrem wichtiger und stabiler Wirtschaftszweig also. Der Export von Rüstungsgütern ist in jenen Unternehmen eine große, lukrative Sparte, womit nicht nur Arbeitsplätze gesichert werden, sondern über Steuern usw. auch die Staatskasse profitiert. Deutschland zählt zu den, politisch und wirtschaftlich, global führenden Nationen. Damit geht auch die Verantwortung einher, sich in instabilen Regionen der Erde zu engagieren. Wir helfen, wenn es darum geht, Sanktionen der UN durchzusetzen, wir helfen, wenn es darum geht, gemeinsam mit Verbündeten den Weltfrieden zu wahren und wir stabilisieren, mit unseren Verbündeten, Staaten, in denen Völkermord, absolute Missachtung von Menschenrechten, oder andere schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit getätigt werden. Das ist oft leider nicht mit diplomatischen Mitteln möglich. Nicht alle unsere Verbündeten haben so eine starke Industrie und Forschung wie wir, und können Waffensysteme, so wie wir, herstellen. Daher verkauft Deutschland Waffen an seine Verbündeten. So für Menschenrechte, Sicherheit und Frieden zu sorgen ist rechtens – auch unter ethischen Gesichtspunkten.

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Das Sommerdesaster http://ths-pressident.de/das-sommerdesaster/ http://ths-pressident.de/das-sommerdesaster/#comments Sun, 05 Oct 2014 15:54:46 +0000 http://ths-pressident.de/?p=13091 Foto: Russian Presidential Press and Information Office – kremlin.ru

Ein Blick auf die dunklen Seiten des Sommers 2014. Putin, ISIS und Krieg.

Eigentlich wollten wir nichts über dieses Thema schreiben. Derzeit überschlagen sich die Ereignisse. Täglich, stündlich, minütig. Ukraine-Konflikt und ISIS-Terror. Für eine Schülerzeitung ist es schwer, die politischen Ereignisse des Sommers an seine (hauptsächlich noch jungen) Leser heranzutragen. Schließlich werden die Medien gerade vom Thema Krieg beherrscht. Abschließend hielten wir es dann doch für sinnvoll, euch zumindest einen groben Überblick über die Geschehnisse zu machen. Unsere Ausgaben soll vor Allem eins: Den Leser erfreuen. Aber wir als Schülermedium sehen uns in der Pflicht, auch über die Grausamkeiten des Lebens zu berichten.

Jeder Mensch wird gleich dumm geboren. Oder wird jeder Mensch gleich klug geboren? Darüber kann man sich streiten. Aber in der Sekunde, in der wir alle das Licht der Welt erblicken, haben wir alle eins gemeinsam: Wir wissen eigentlich nichts. Ja, das ist ein komischer Einstieg. Das wissen wir. Aber um nochmal zum Nichtwissen zurückzukommen: Im Laufe eines Lebens lernt der Mensch. Ob er das Richtige oder das Falsche lernt, hängt meistens von den Menschen ab, die einen beeinflussen. Mal lernt man mehr, mal lernt man weniger.

Dieser Sommer ist einer, wie unsere Generation ihn noch nie hatte. Oliver Welke hat ihn in seiner „heute-show“ mit folgenden Worten zusammengefasst: „Krieg, Krieg, Ebola, Scheißwetter.“ Nun gut, das mit dem Wetter hatten wir schon oft. Und auch eine Epidemie hatten wir schon mal. Aber das mit dem Krieg ist neu. Man weiß zwar von den Gefechten im Nahen Osten, dem Bürgerkrieg in Syrien oder den Krieg, den Islamistische Gruppen gegen die westliche Welt führen (wollen). Aber eine vermeintliche Invasion in der Ukraine, ein Kriegsverbrechen auf europäischem Boden und diplomatisches Eiseskälte zwischen mehreren Großmächten sind dann schon etwas Neues für uns. Und da wären wir wieder beim Lernen. Wladimir Putin lernt offenbar nicht. Er lernt nicht aus den Fehlern der Vergangenheit. Und er lernt auch nicht aus den Fehlern der Gegenwart. Ein Putin ist bestimmt nicht blöd. Nein, ganz im Gegenteil. Aber er setzt einiges aufs Spiel. In Deutschland heißt das klassische Zauberwort „Bitte“. In Bayern heißt es „Weißbier“. Und im Kreml heißt es „Novorossiya“. Ein schlichtes Wort, was nichts anderes bedeutet als „Neurussland“. „Novorossiya“ ist ein Gebiet, welches vor Allem den Süden der Ukraine mit einschließt, welches Putin wohl nur zu gerne in sein restliches Russland einverleiben würde. Eigentlich unmöglich, dass man im 21. Jahrhundert ein Staatschef mal eben den Gedanken erhebt, einen souveränen Staat fast komplett einzunehmen. Eigentlich. Am Beispiel Krim hat man ja gesehen, wie eigentlich unmöglich das Ganze ist.

Wie eben schon erwähnt: Der Putin ist nicht blöd. Er hat bloß nicht gelernt. Begriffe wie „Kalter Krieg“, „Eiserner Vorhang“ oder „Balkan-Konflikt“ sind eigentlich Wörter, die einen an das vergangene Jahrhundert erinnern sollten. Das taten Sie bis vor kurzem auch. Jetzt sind die Begriffe aber wieder gegenwärtig. Die europäischen Großmächte sind derzeit mit der Situation ordentlich überfordert. Was macht man mit einem Mann, der macht, was er will? Zur Zeit lässt man ihn noch gewähren. Okay, das stimmt nicht ganz. Da wären wir beim nächsten Zauberwort: Sanktionen. Man verbietet die Einfuhr von Milch, Obst und fährt andere, ähnlich schwere, Geschütze gegen Russland auf. Sicherlich: Wirtschaftssanktionen treffen jeden Statt. Aber ob solche Maßnahmen auch Lektionen für Menschen wie Putin sind? Wohl eher nicht. Man muss sich jetzt irgendwie annähern. Aber wie? Das wissen weder wir, das weiß keine Merkel und auch ein kein Putin. Man hat sich die letzten Monaten in etwas reingeritten, was unfassbar brenzlig werden kann. Die Frage ist: Will der Kreml überhaupt eine Entspannung der Lage? Was will Putin? Und was ist eigentlich dieser Kalte Krieg?

Islamischer Staat Irak und Syrien. Nein, dass ist nicht das arabische Gegenstück von Take That. Das ist auch nicht dasselbe wie Putin, bloß mit Bart. Diese Leute sind etwas ganz anderes. Diese Leute von ISIS denken und lernen nicht. Das sind gottlose Psychopathen. Vermutlich sind sie das Grausamste, was die Welt in den letzten Jahren erlebt hat. Kriege haben selten etwas humanes. Jeder Krieg ist gleichzeitig auch ein Verbrechen. Ein Verbrechen an der Menschheit. In der Ukraine wird ein Passagierflugzeug abgeschossen, in Syrien wirft ein Diktator Sarin-Gas auf sein eigenes Volk und in den von ISIS regierten Gebieten wird jeder abgeschlachtet, der einen ‘falschen’ Glauben hat. In Irak und Syrien beginnt derzeit jene ISIS-Gruppe ihr Kalifat durchzusetzen. So sollen beide Staaten zu einem Islamischem Staat zusammengeschlossen werden. Und das möglichst schnell und brutal. Die ISIS-Leute haben die chaotische Situation im Nahen Osten für sich ausgenutzt und haben schwere Waffen an sich genommen und innerhalb kürzester Zeit große Gebiete eingenommen. Das ISIS-Kalifat besagt, dass es auf der Welt nur eine Religion geben kann. Für alles andere ist kein Platz. Alles, was gegen die Regeln der ISIS verstößt, wird entweder vertrieben, misshandelt oder getötet. Und dabei wird äußerst brutal vorgegangen. Im Internet tauchen immer wieder Bilder und Videos auf, in dem ISIS-Leute vor enthaupteten Gesichtern posieren und so tun, als wäre es das Normalste auf der Welt. Auch vor bekannten westlichen Journalisten wurde nicht haltgemacht. Sie wurden vor laufender Kamera vorgeführt und anschließend geköpft. Der Bundestag hat Anfang September beschlossen, Waffen an die Kurden in Syrien und im Irak zu liefern. Ob das so die einfallsreichste Maßnahme war? Darüber kann diskutiert werden.

Derweil bricht in Deutschland wieder eine Religionsdiskussion los. Man sollte keine Religion an sich verteufeln, das wäre falsch. Allerdings muss immer eine klare Trennlinie gezogen werden. Als Pressident vor gut eineinhalb Jahren beim damaligen Innenminister Hans-Peter Friedrich in Berlin zu Gast war, stellte ein Redakteur einer anderen Schülerzeitung die Frage, ob der ganze Islam denn gefährlich sei. Friedrich beantwortete das ganze souverän mit einem „Nein, natürlich nicht“. Und da hat er sicherlich recht.Wer heute gegen den Islamismus kämpft, kämpft für einen aufgeklärten, starken, gesellschaftlich selbstverständlich verankerten, erfolgreichen Islam“, so sagte es Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer.Wer eine Religion pauschal ablehnt, der stellt sich gegen Millionen und Milliarden Menschen, die in überwältigender Mehrheit friedlich leben. Und das darf nicht sein, vor Allem nicht heute und nicht jetzt. Die Ereignisse im Nahen Osten müssen schleunigst ein Ende haben. Deutlich sinnvoller als panische Waffenlieferungen an überforderte Kurden ist da ein Einsatz der Friedenstruppen der Vereinten Nationen. Die sogenannten „UN-Blauhelme“ dienen, um den Frieden auf der Welt zu sichern. Diese Leute würden zwar bei einem Einsatz einen Krieg gegen ISIS führen, allerdings wäre das moralisch durchaus vertretbar, da sie dem Schrecken zumindest vorübergehend ein Ende setzen würden.

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Die NATO http://ths-pressident.de/die-nato/ http://ths-pressident.de/die-nato/#comments Sat, 04 Oct 2014 14:10:09 +0000 http://ths-pressident.de/?p=12777 Flagge der NATO (Quelle: wikimedia.org)

Die NATO, eine Organisation, die sich als Frieden erhaltendes Militärbündnis beschreibt. Doch ist sie überhaupt noch zeitgemäß?

Was ist die NATO?

Die NATO (­North Atlantic Treaty Organization) ist ein Defensivbündnis aus 28 europäischen und nordamerikanischen Staaten. Die Gründung erfolgte im Jahre 1949 vor dem Hintergrund des heraufziehenden Kalten Krieges. Es sollte die beteiligten Staaten vor dem Kommunismus schützen. Die Mitgliedsländer verpflichteten sich in dem Bündnisvertrag, Konflikte friedlich zu lösen, die westliche Gesellschaftsordnung zu bewahren sowie militärischen Beistand bei einem Angriff auf einen Unterzeichner zu leisten.
Nachdem durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und des Warschauer Paktes (Gegenorganisation des Ostens zur NATO) der Kalte Krieg zu Ende gegangen war, mussten die Aufgaben neu überdacht werden. Die neuen Ziele, die festgelegt wurden, waren Abrüstung, Krisenbewältigung und der Kampf gegen den Terrorismus. Diese Zielsetzungen gelten noch immer.

Die NATO ist nicht mehr zeitgemäß!?

Einige Politiker behaupten, die NATO sei ein Relikt aus dem Kalten Krieg. Dieses Überbleibsel führe dazu, dass sich Russland seit dem Auseinanderfallen der Sowjetunion im Verhältnis zu den NATO-Staaten zurückgesetzt fühle. Eine durch ehemalige Sowjetrepubliken vergrößerte NATO provoziere Russland, mit der Konsequenz, dass die NATO zum Feindbild der Russen wurde. Die Lösung, die vorgeschlagen wird, ist die Abschaffung der NATO!

Die Befürworter der NATO argumentieren dagegen, dass die NATO ein Defensivbündnis sei. Aggressives oder provokatives Verhalten gegenüber anderen Staaten sei nicht mit dem Bündnisvertrag in Übereinstimmung zu bringen. Die Suche nach friedlichen Lösungen ist ein Kern dieses Vertrages.

Allerdings muss man feststellen, dass neue Mitgliedsländer nach der Osterweiterung (Aufnahme ehemaliger Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts) schlecht ausgestattet sind. Nach der Aufnahme der Länder versäumte die NATO, den westlichen Standard von Stützpunkten und Truppen aufzubauen. Dies führt aktuell  bei den ehemaligen Sowjetrepubliken zu der Angst einer Annexion durch Russland und des Ausbleibens eines NATO-Einsatzes, trotz des Vorliegens eines Bündnisfalles. Aufgrund dieser Angst reagierte der US-Präsident Barack Obama und kündigte an, die betroffenen Staaten militärisch aufzurüsten. Dieses Unterstützungspaket soll einen Wert von einer Milliarde Euro haben. Außerdem soll auf einer NATO-Konferenz Anfang September in Wales darüber beraten werden, ob man aus dem Westen militärische Materialien und Truppen in die Länder der östlichen Bündnispartner verschiebt.

Fazit:

Meine Schlussfolgerung ist, dass das Bündnis in der Weltpolitik immer noch einen wichtigen Stellenwert besitzt. Die NATO sorgt weiterhin für Sicherheit und Stabilität in Europa, da sie die Vertragspartner in Nordamerika und Europa vertrauensbildend miteinander verbindet und einer Bedrohung durch Nichtmitglieder vorbeugt.

Eurofighter beim Start (Foto: Fotograf/pixelio.de)

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Der Atlantikwall http://ths-pressident.de/der-atlantikwall/ http://ths-pressident.de/der-atlantikwall/#comments Tue, 29 Oct 2013 14:47:44 +0000 http://ths-pressident.de/?p=11053 Der Atlantikwall, 3269 km lang, gebaut zu dem einen Zweck, eine zweite Front auf dem europäischen Kontinent zu verhindern.

Wir schreiben das Jahr 1944, den 6 Juni, die Landung an der Küste der Normandie beginnt. Tausende von Soldaten sitzen in Landungsbooten, um mehrere Brückenköpfe auf dem europäischen Kontinent zu errichten. Es wird ein Kampf ums nackte Überleben werden. Diese Front, die so entstehen sollte, sollte eine entlastende Wirkung auf die gebeutelte Sowjetunion haben, die diese zweite Front im Westen gefordert hatte. Aber dafür mussten sie als Erstes den Atlantikwall überwinden.

Der Atlantikwall war ein Projekt, das im Winter 1941 von Adolf Hitler in Auftrag gegeben wurde. Denn Hitler sah, dass eine Landung an der europäischen Atlantikküste wahrscheinlich war und so wollte er dieser zweiten Front vorbeugen, um zu vermeiden, dass Deutschland in einen zwei Frontenkrieg geriete. Dadurch hätte Hitler Truppen auf beide Fronten konzentrieren müssen und wäre insgesamt schwächer geworden.
Deshalb sollte der Atlantikwall dann auch 3200 km der 5000 km langen Atlantikküste sichern, von Norwegen bis zur Mitte Frankreichs würde er reichen. Doch für so ein großes Bauvorhaben mussten viele Kräfte gebündelt werden und häufig gab es auch Materialknappheit, denn Deutschland war im Krieg und musste deshalb alle wichtigen Materialien selber produzieren oder erbeuten, da man keinen Handel treiben konnte.

Als im Jahre 1943 General Erwin Rommel (erfolgreicher General in Afrika und Westfeldzug) als Befehlshaber eingesetzt wurde, sah dieser schon frühzeitig, dass der Atlantikwall keine ernst zunehmende Verteidigungsstellung war und bemühte sich deswegen in der verbleibenden Zeit, die bisher nur mit Fundamenten und vereinzelt mit Bunkern erschlossene Atlantikküste zu befestigten . Er widmete sich besonders dem Bereich bei Calais, da dort die Landung der Alliierten vermutet wurde. Da befand sich nämlich der kürzeste Seeweg zwischen der britischen Inseln und dem Festland. Dieser Glaube wurde noch durch gespielte Manöver der Alliierten geschürt. Doch die Verteidiger irrten sich. Der Angriff fand in der Normandie statt.

Die Normandie ist eine Provinz in Frankreich, diese liegt nordwestlich von Paris am Ärmelkanal.
Die Taktik für den Angriff bestand darin, dass man mit Bombern als Erstes die Anlagen bombardierte, um dann mit Landungsbooten an der Küste anzulanden. Doch nicht überall klappte dieser Plan, weswegen die Truppen hinter den Erwartungen (im Landgewinn ) der Truppenleitung zurückblieben, doch wenigstens kleine Gebiete konnten erobert werden, um Brückenköpfe für die anderen Truppen zu errichten. Auch aufgrund der geglückten Landung gerieten die Deutschen immer mehr in Bedrängnis und mussten im Mai des darauf folgenden Jahres kapitulieren. Aber was passierte mit den übrig gebliebenen Anlagen? Die Anlagen wurden teilweise gesprengt, andere wurden stehen gelassen und versinken mit der Zeit im Sand oder gehören zu einem Museum, das an die Landung und den Krieg erinnert.

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Sicherheitsstufe 1! http://ths-pressident.de/sicherheitsstufe-1-2/ http://ths-pressident.de/sicherheitsstufe-1-2/#comments Thu, 24 Oct 2013 17:36:10 +0000 http://ths-pressident.de/?p=11143 Angelika Beer setzte sich Anfang der 90er Jahre für einen Kriegseinsatz im damaligen Jugoslawien ein – mit unvorhersehbaren Folgen!

Es ist alles schon eine Weile her. Und trotzdem deuten immer noch einige Spuren auf eine Zeit zurück, die das Leben von Angelika Beer für immer geprägt haben werden. Sie hat mich zum Gespräch zu ihr nach Hause eingeladen, um mir einen kleinen Eindruck davon zu vermitteln, was es bedeutet, vom Staat geschützt zu werden. Eine Privatadresse hat sie offiziell immer noch nicht. Ihr Grundstück ist von einem stabilen Zaun umgeben. All ihre Fenster sind schusssicher  und auch die Türen haben eine ungewöhnliche Schwere und Dicke. Auch einige Überwachungskameras gebe es noch, so erzählt sie mir, doch seien diese zum Glück nur bei Bedarf  im Betrieb. All das war lediglich ein Bruchteil vieler Maßnahmen, welche der Staat  für notwendig befand, um den Schutz der damaligen Bundestagsabgeordneten der GRÜNEN gewährleisten zu können.

“Kriegstreiberin!” Diese Beschimpfung musste sich Beer Anfang der 90er Jahre vor allem von Rechtsextremisten – aber auch von linken Autonomen – anhören, als sie Verteidigungspolitische Sprecherin war und mit Rückendeckung ihrer Parteifraktion beschloss, sich für eine militärische Intervention im Jugoslawienkrieg zu positionieren. Eine solche Nachsage tut dann besonders weh, wenn man wie Beer seit Jahrzehnten in Friedensbewegungen für Konfliktbewältigungen auf der ganzen Welt gekämpft und zahlreiche Besuche in Krisengebieten zu einer persönlichen Einschätzung der dortigen Lage unternommen hat. In jenem Fall ist sie im Kriegsgebiet selbst unter Beschuss gekommen und sah einfach keine Möglichkeit mehr, aus diesem Blutbad durch zivile Maßnahmen wieder herauszukommen. Angelika Beer macht Politik aus Überzeugung. Deshalb versuchte sie auch damals, jegliche Schmähungen außer Acht zu lassen, welche sie entweder als Drohbriefe erhielt oder ihr direkt zugerufen wurden. Durch die Kraft ihrer festen Überzeugung, inhaltlich richtig zu handeln, gelang es ihr, sich darüber nur mittelfristig zu ärgern, sich also nicht eingeschüchtert zurückzuziehen.

Für Toleranz und Zivilcourage: Angelika Beer.

Für Toleranz und Zivilcourage: Angelika Beer.

Diese Überzeugung wurde über Nacht auf eine sehr harte Probe gestellt: jede Form von Hass, der bis dorthin zwar an sie herangetragen wurde, sich nicht aber langfristig in ihr festsetzen konnte – er begegnete ihr plötzlich vor der Berliner Wohnung, konfrontativ und aggressiv. Angelika Beer wurde attackiert, sie erlitt eine Verletzung an ihrer Schulter. Ein kurzer Moment, der so viel veränderte – im Äußeren wie im Inneren. Der Täter, der bis heute nicht geklärt ist, war zwar schnell wieder verschwunden. Doch das, was in der Politikern nun fest blieb, war nicht mehr nur die Wut, sondern auch Angst, Verunsicherung. Wie weit kann man einen Weg gehen, auf dem an so vielen Stellen Widerstand lauert, welcher keineswegs auf konstruktives Debattieren dafür vielmehr auf das Verursachen von bleibenden Schäden abzielt? Diese Frage beschäftigte Beer in jener Nacht. Mit ihrer Beantwortung verband sich automatisch ihre Zukunft. Entweder abtauchen, um aus dem Visier zu geraten, oder Hass, Angst und Verunsicherung überwinden, um weiterzukämpfen. Freunde standen ihr in diesen schweren Stunden bei und schon am nächsten Morgen war ein Entschluss gefasst. Weitermachen.

“Statt wie gewöhnlich fünf Journalisten empfingen mich am nächsten Morgen ein Vielfaches mehr aufgeregter Redakteure, die einer typischen BILD-Schlagzeile nachgegangen waren!” Eigentlich hatte sich Angelika Beer vorgenommen, ihren Vorschlag zu einer Bundeswehrreform vorzustellen. Doch nicht nur an diesem Vormittag musste die Expertin für verteidigungspolitische Angelegenheiten feststellen, dass längst nicht mehr sie selbst ihren Alltag vorgab. Über Inhalte wurde kaum gesprochen, sie war einem Gewitter von sensationsbegierigen Fragen ausgesetzt.

Auch hinter dem Unwetter von skandalösen Schlagzeilen und der medialen Stimmungsmache wurde erkannt, dass man praktische  Maßnahmen zu ergreifen hatte, damit der Schutz in dem konkreten Fall der Bedrohung weiterhin bzw. wieder gewährleistet werden konnte. Dieser steht  laut Gesetz jedem Mitglied einesVerfassungsorgan zu. Bundestagsabgeordnete gehören also dazu. Otto Schilly, damaliger Innenminister im rot-grünen Regierungskabinett, veranlasste Personenschutz für Angelika Beer – Sicherheitsstufe 1, somit nicht weiter steigerungsfähig. Was das zu bedeuten hatte, spürte die Politikerin ab dann in jeder Lebenslage.

Sie bewegte sich nicht mehr von A nach B – sie wurde bewegt. Entweder per Flug, der für sie gebucht wurde. Doch nicht nur für sie, sondern von nun an immer auch für ihre drei “Aufpasser”, die Personenschützer. Per Auto gab es eine Dreier-Kolone, sie im mittleren Fahrzeug mit Panzerschutz. Zu Hause stellte man in Neumünster ihr ganzes Dorf auf den Kopf. Ein Polizei-Container direkt vor dem Haus wurde installiert. 24 Stunden am Tag patrouillierten Polizisten. Wer an ihrem Haus passieren wollte, musste sich ausweisen können, Besuch musste angemeldet und geprüft werden. “Man kann sich vorstellen, was das in einem Dorf für Unruhe erzeugt, über die untereinander natürlich gesprochen wird.”

Es war von jetzt auf gleich eine Veränderung, die krasser kaum sein hätte können. Sich darauf einstellen – wie? Dass der eigene Terminkalender nun von zweiter Partei kontrolliert und häufig sogar vorgegeben wurde, nur daran konnte bzw. musste sich Angelika Beer auf Dauer gewöhnen. Es war die einzige Möglichkeit, die Arbeit, die sie unbedingt fortführen wollte, nicht aufgeben zu müssen. Es war ihr eindeutiger Wunsch. Ihn zu erfüllen, anfangs hart. Aus einem politischen Kampf entstand ein zusätzlich persönlicher. Sie hatte das dringende Bedürfnis, mit ihrem Sohn über die letzten Geschehnisse zu sprechen – alleine. Keine Chance! Sicherheitsstufe 1 schließt Unabhängigkeit kategorisch aus! “Ich zog auch meine Mitmenschen in diese Problematik mit hinein. Ich wusste nicht, wie mein Sohn reagieren würde, wenn wir für ein Vier-Augengespräch umstellt wären.”

Doch mit der Zeit wurde dieser Zustand, der mit Normalität herzlich wenig verbindet, für Beer zumindest händelbar geworden. Denn wer ein Kommando von  insgesamt 12 Leuten 24 Stunden um sich hat, muss sich entscheiden – und das hängt auch von der schwierigen Aufgabe der Personenschützer, die sich auf die Schutzperson einstellen  ab:  Misstrauen wäre unerträglich – also ist man irgendwie eine große „Familie“. Und dennoch kann sie mir reihenweise Geschichten über Erlebnisse erzählen, über die sie wohl erst mit zeitlicher Distanz schmunzeln kann. So begegnete ihr beispielsweise auf dem Wochenmarkt eine entsetzte Frau, die Beer volle Einkaufstaschen tragend und um sie herum ihre drei Beschützer mit freien Händen sah. “So etwas hätte es früher nicht gegeben!”, empörte sie sich, weil sie eben nicht wusste, dass die drei Männer für eine potenzielle Gefahrensituation beide Hände sofort zur Verfügung haben mussten. Oder in den Urlaub fahren: sie wollte ins Nichts, um Ruhe zu haben und jeglicher Brisanz wenigstens für eine Weile aus dem Weg zu gehen. Sie wählte eine Wüstenregion in Ägypten. Hotel und Flug hatte sie bereits gebucht. Doch als sie ihren Plan zwangsläufig mitteilte, lagen alsbald auch auf einem ganz anderen Kontinent die drei Männer, die sie bei ihrem Alltag begleiteten, neben ihr am Strand. Kühlte sie sich im Meer ab, geschah das nicht ohne Begleitung. Einmal zog man sie an den Haaren aus dem Wasser. Sie dürfe nicht so lange tauchen, dass man sich Sorgen machen müsse

Gott sei Dank, seit dem verhängnisvollen Abend vor ihrer Wohnung ist Angelika Beer nicht wieder körperlich angegriffen worden. “Klar schrecken solche Maßnahmen, wie sie bei mir getroffen wurden, ab. Und doch finden die, welche einen bestimmten Schaden anrichten möchten, irgendwie immer  einen Weg.” Mit dieser Aussage trifft sie einen entscheidenden Knackpunkt: man kann und muss in Bereichen potentieller Gefahrenbereiche – und zwar nicht nur den Schutz Einzelner betreffend – einen sehr hohen Aufwand betreiben. Doch auch dieser stößt an seine Grenzen, ohne eine absolute Sicherheit durchzusetzen.

Angelika Beer gehört inzwischen den PIRATEN an.

Angelika Beer gehört inzwischen den PIRATEN an.

Die Rückkehr von Sicherheitsstufe 1 bis Stufe 3 und schließlich einem kompletten Wegfallen war noch einmal ein langwieriger Prozess, den Angelika Beer durch viel Geduld ebenfalls überstanden hat. Eine Zeit, wie Angelika Beer sie erlebte, hinterlässt immer – auch wenn sie theoretisch beendet ist, in der Praxis Spuren bei der Betroffenen. Dabei geht es nur nebensächlich um anfangs erwähnte Schutzmaßnahmen auf dem Wohnungsgrundstück. Es betrifft die Psyche. Genauso wie es ihr schwerfiel, sich auf einen Personenschutz diesen Grades einzustellen, so gab es ihr nach schlussendlicher Gewöhnung doch Stabilität – und eben die vermeintliche  Sicherheit. Gleichwohl verschwindet diese erst einmal, wenn drei starke, bewaffnete Männer und Frauen, wie sie die Politikerin über Jahre hinweg auf Schritt und Tritt sogar bis ins Kleidungsgeschäft vor die Anprobekabine begleitet haben, dann auf einmal nicht mehr für den Fall der Fälle bereit stehen. Die verschwundene Hilfe, wofür sich Beer selbst einsetzte, brachte sie zunächst in eine Lebenssituation zurück, die sie dank  therapeutische Betreuung und engsten Freunden wieder zu handhaben lernte. Der Schritt zurück zur Normalität ließ sich erst zu dem Zeitpunkt erreichen, an dem sie das zurückliegende Kapitel nicht verdrängen, sondern loslassen konnte.

Was üble Nachreden ihr gegenüber heute auslösen, frage ich sie schließlich. “Natürlich nehme ich das Ganze heute völlig anders wahr als vor der Zeit meines Personenschutzes.” Und dennoch habe sich an der Herausforderung, damit leben zu können, grundsätzlich nicht viel verändert.

Heute noch steht Angelika Beer für ihre Meinung ein. Nachdem sie bis 2009 im Europarlament saß, besitzt sie nun ein Mandat im Schleswig-Holsteiner Landtag – inzwischen für die Piratenpartei. Parallel dazu agitiert sie in verschiedenen Bewegungen u. a. für Flüchtlinge und gegen Rechtsextremisten. “Ich betreibe Politik so ungerne vom Schreibtisch!”, erklärt Beer und verdeutlicht damit ihre pragmatische Haltung zu Streitthemen. Als z.B. die NPD während des Bundestagswahlkampfes vor ihren Augen rassistische Plakate gegen Sinti und Roma plakatierte, reagierte sie spontan. Mit einem Landtagskollegen der Piraten entfernte sie noch am gleichen Tag eines der Plakate, brachte es zur Polizei und erstattete Strafanzeige wegen Volksverhetzung. “Eigentlich”, so meint Angelika Beer zum Ende unseres Gesprächs, “sind die Menschen, die angegriffen werden und den Mut haben, sich durch eine Gegenaktion zu wehren, wie z.B. die Sinti und Roma, , viel mutiger als ich selbst. Zivilcourage zu sagen, ist eine Floskel der Etablierten geworden. Sie zu leben – das ist mein Ziel. ”

Für mich allerdings hat diese Frau nach ihren Erzählungen höchsten Mut bewiesen. Vor allem aber zolle ich größten Respekt davor, wenn jemand wie Angelika Beer Zivilcourage über solch eine lange Zeit beweist – nicht für sich selbst, sondern für die Überzeugung, in der Gesellschaft damit etwas Gutes zu tun.

"Keine Politik vom Schreibtisch!"

“Keine Politik vom Schreibtisch!”

 

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