“Fällt es Ihnen eignetlich schwer zu sagen: `Ich weiß es nicht´?” “Ich weiß es nicht.”
Ob auch der Punkt ‘unfähig zur Liebe’ bei Sherlock stimmt, ist unklar, denn Sherlock fühlt sich tatsächlich in irgendeiner Art und Weise zu einer Frau hingezogen: Irene Alder. In welcher Hinsicht er sie begehrt, ist unterschiedlich. Während sich Sherlock und Miss Adler im Kinofilm “Spiel im Schatten” küssen und ihre Zuneigung öffentlich zeigen, ist Irene Adler in der BBC-Erfolgsserie anders dargestellt. In der Folge “Ein Skandal in Belgravia” tritt Miss Adler das erste Mal auf und zwar als Domina. Sie besitzt kompromittierende Fotos eines Mitglieds des königlichen Palastes und Sherlocks Auftrag ist es, diese zurückzubekommen. Offensichtlich findet Miss Adler gleich Gefallen an dem etwas anderen Kunden, während Sherlock mit der Zeit merkt, dass ihm diese Frau nicht mehr aus dem Kopf geht. Ob es nun wirklich Liebe ist, die Sherlock für Miss Adler empfindet, bleibt unklar.
Allerdings gibt es noch eine ganz andere Frage, die über Sherlock Holmes im Raum steht. Wie macht er das? Wie schafft er es, die verschiedensten Menschen mit nur einem Blick genauestens zu analysieren? Nicht wenige unter uns wünschen sich, genauso begabt zu sein, wie Sherlock Holmes. Es wäre doch schön, sich mit einem Menschen zu unterhalten und sofort zu wissen, was er denkt und fühlt, was er heute schon gemacht hat, was seine Vorlieben sind und was er hasst.
Sherlock kann das. Ein wunderbares Bespiel dafür ist eine Szene aus “Die Hunde von Baskerville”. Sherlock Holmes und John Watson sitzen in einem Restaurant vor dem Kamin, und um John zu beweisen, dass mit ihm alles in Ordnung ist, analysiert Sherlock zwei Menschen, die sich gegenüber am Tisch sitzen. In weniger als fünf Minuten deduziert er, dass die zwei Mutter und Sohn sind, der Sohn die Mutter zum Essen eingeladen hat und sich bei ihr einschmeicheln will. Er hat seinen Job verloren, und braucht jetzt Geld von seiner Mutter und vieles mehr. Die Fernsehzuschauer sitzen vermutlich ebenso wie John Watson mit offenem Mund da und fragen sich: Wie bist Du darauf gekommen? Wie hast Du das bemerkt?
In dieser Szene erklärt Sherlock John Watson, an welchen Beobachtungen er seine Theorien festmacht, was die ganze Geschichte umso verblüffender macht. Um das besser zu verstehen, ein Beispiel: Der junge Mann trägt einen Wollpulli, die ältere Frau ist schick gekleidet. Warum meint Sherlock, sie seien Mutter und Sohn und der Sohn hätte die Mutter eingeladen? Nun, der Wollpulli ist wenig getragen und kaum abgenutzt. Die kitschigen Muster deuten auf ein selbstgemachtes Geschenk hin. Vermutlich von der Mutter, das ist am wahrscheinlichsten. Wenig getragen? Der Sohn hasst den Pulli, aber um seiner Mutter zu gefallen, trägt er ihn heute. Der Teller seiner Mutter ist nicht sehr sauber geleert, der Teller des Sohnes schon. Er hat alles bis auf den letzten Bissen aufgegessen. Er hat wenig Geld, deswegen isst er alles auf, die Mutter nicht, aber sie ist ja auch eingeladen.
Das alles sagt uns, dass Sherlock ein guter Beobachter ist. Er bleibt in jeder Situation aufmerksam und bemerkt jedes noch so kleine Detail. Es ist eigentlich nicht so schwierig, doch muss man erst einmal die kleinen Dinge erkennen und dann auch noch deuten können. Und wenn es nur ein Hundehaar ist. Auf welcher Höhe hängt das Haar? Das gibt schon Aufschluss über die Größe des Tieres. Man kann diese Beobachtungsgabe trainieren, indem man sich zum Beispiel einmal in der Woche in ein Café setzt und die Menschen beobachtet. Vielleicht stellen sich Verhaltensweisen heraus, die man dann auf andere Menschen ableiten kann. Außerdem kann man seine Sinne trainieren, wenn man Rätsel löst oder sich selbst abfragt. Zum Beispiel das Haus deiner besten Freundin: Wie viele Stufen gibt es? Wie viele Badezimmer? Wenn man das schon nicht weiß, dann sollte man demnächst vielleicht etwas aufmerksamer sein. Wichtig ist auch, dass man seinem Gegenüber genau zuhört. Viele Menschen wissen meistens schon nach wenigen Sekunden nicht mehr, was der andere eigentlich gesagt hat. Und zum Schluss, die Logik. Mit nur wenigen logischen Schlussfolgerungen kann man viel ableiten und erkennen. Doch Achtung, wie Sherlock Holmes sagt: “Verdrehe niemals die Fakten, damit sie zur Theorie passen.”
“Wie immer, Watson, sehen Sie, aber Sie nehmen nicht wahr.”
Wie schon erwähnt, wurde die Figur Sherlock Holmes, erfunden von Sir Arthur Conan Doyle, von verschiedenen Filmemachern aufgegriffen. Einmal als Kinofilm unter der Regie von Guy Ritchie, produziert von Lin Pictures, Silver Pictures und Warner Bros., und einmal als Serie von BBC.
Als erstes schauen wir uns einmal die Darstellung von Sherlock Holmes an. In der Serie wunderbar ausdrucksstark gespielt von Benedict Cumberbatch, auch bekannt als Originalstimme von Smaug aus “Der Hobbit”, und im Kinofilm verkörpert durch Robert Downey jr., auch bekannt als Iron Man aus dem gleichnamigen Film.
Während Cumberbatch als Sherlock Holmes immer beherrscht und eindringlich wirkt, ist Downey jr. in seiner Darstellung oft auch tollpatschig. Außerdem kommt es dem Zuschauer manchmal so vor, als würde Downey jr. seine Handlungen dem Zufall überlassen, während bei Cumberbatch alles geplant aussieht.
Vermutlich muss man sich dafür die Schauspieler genauer ansehen. Benedict Cumberbatch wurde 2004 bekannt durch den Film Hawking – Die Suche nach dem Anfang der Zeit, für den er eine Nominierung als bester Schauspieler bei den BAFTA Awards erhielt. Viele weitere Film folgten, unter anderem “Inside Wikileaks” (Julian Assange), “12 years a slave” (William Ford) und die Hobbit-Filme (Smaug und der Nekromant). Mittlerweile zählt er zu den bestbezahlten Schauspielern und einflussreichsten Menschen der Welt. Der 38-Jährige fällt auch durch seine Erscheinung auf. Die hohen Wangenknochen und die braunen Locken verleihen ihm den Wiedererkennungswert, der für Schauspieler so wichtig ist.
Robert Downey jr kam wegen seines Vaters, einem Filmproduzenten, früh mit dem Filmgeschäft in Berührung. Außerdem ist er bekannt für seine vielen verschiedenen Rollen, die er bereits spielte. Zwischen 1996 und 2001 fiel Downey jr. durch eine Drogensucht auf. Er stand mehrmals vor Gericht und verbrachte 16 Monate im Gefängnis. Er schaffte es schließlich, von den Drogen wegzukommen und feierte sein Comeback. Danach wurde er zweimal für den Oscar nominiert und wird als einer der besten Schauspieler seiner Generation bezeichnet. 2014 landete er mit 75 Millionen Dollar Einkommen beim Magazin Forbes als bestbezahlter Schauspieler noch vor Transformers-Star Mark Wahlberg.
Doch die Serie und der Film unterscheiden sich nicht nur in den verschiedenen Schauspielern. Der wohl größte Unterschied ist, dass der Kinofilm im 19. Jahrhundert spielt, während die Serie in unserer Zeit handelt. Dadurch bekommt die Serie einen noch größeren Anreiz. Sherlock Holmes und moderne Technik? Moderne Fahrzeuge und moderne Gangster, die mit einer iPhone-App die Kronjuwelen stehlen? Das ist neu und verlockend.
Beide kommen mit einem sehr aufwendigen und futuristischen Schnitt her. Gerade die Kampfszenen sieht man erst in Zeitlupe in Sherlocks Gedanken, bis es dann tatsächlich genau so kommt. Doch die Serie bietet beim Thema Schnitt noch mehr. Sherlocks SMS und John Watsons Blog werden gekonnt eingeblendet. Außerdem werden manche Kameraansichten und Szenen collagenartig übereinander geblendet.
Wer sich also vom arroganten, charmanten und intelligenten Sherlock Holmes selbst ein Bild machen will, sollte sich die Filme und die Serie auf jeden Fall ansehen.
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Die beiden Pressident-Redakteure David und Philipp sind geteilter Meinung – ein Pro und Kontra: