“Ich bin davon überzeugt, dass man mit diesem Modell perfekt leben kann”
Streitthema Heizung. Mittlerweile vergeht kaum ein Tag, an dem keine neuen Infos durch die Medien gehen. Nach Überzeugung der Stadt Pinneberg ist die Heizungsanlage an der THS in optimalem Zustand und soll in den letzten drei Jahren schlicht falsch bedient worden sein. Vor allem durch die Medien von Abendblatt, Tageblatt und NDR erreichten die Schüler und Eltern unserer Schule immer und immer wieder, zum Teil gegensätzliche, Informationen. Grund genug für Pressident bei Klaus Krämer vom Gebäudemanagement einmal nachzufragen, wie schlecht es wirklich um die bauliche Ausstattung der THS steht.
Pressident: Wie oft waren Sie im letzten Jahr in der THS?
Klaus Krämer: Ich leite das gesamte Gebäudemanagement der Stadt und bin nicht für die Schule speziell zuständig. Insofern bin ich persönlich nur aus besonderem Anlass vor Ort.
Kein Wunder, dass es nicht auffällt, wenn viele Fenster offenstehen.
Als Repräsentanten der Stadt sind die beiden Hausmeister an der Schule. Es geht niemand besonders in die Theodor-Heuss-Schule, um nachzuschauen, ob Fenster offenstehen. Zudem ist es auch so, dass schlicht und einfach in den Räumen mit bis zu 30 Schülern ein enormer Sauerstoffbedarf herrscht und ein offenes Fenster insofern nicht auffällig ist. Ein Problem mit überheizten Räumen bei offenen Fenstern, entsteht, wenn dabei das Heizkörperventil nicht geschlossen wird, denn das Ventil – mit der Funktion die Temperatur zu fühlen und mit dieser gemessenen Information die Wärmezufuhr zu steuern- befindet sich unter den Fenstern. Ist ein Ventil bei geöffnetem Fenster aufgedreht, fühlt dieses dann ständig zu kalte Luft und führt Heizleistung nach, die den Raum entsprechend wärmt. Sinnvoll ist, beim Lüften das Ventil völlig abzudrehen, es nach dem Lüften und Schließen des Fensters das Ventil wieder zu öffnen und es dann auch nicht unbedingt voll auf zu drehen.
Könnten Sie sich diese Heizkörper in Ihrem Büro vorstellen?
Ja. Warum nicht? Ich bin wirklich davon überzeugt, dass man mit diesem Modell perfekt leben kann. Die Situation in der Schule wird nur etwas erschwert, weil viele Menschen die Heizung bedienen.
Eine vernünftige Regulation der Heizung ist nicht möglich, wenn diese 30 Minuten dauert, um auf die Änderung zu reagieren.
Man muss die Heizung richtig bedienen, dann funktionieren sie auch. Wir haben an Ihrer Schule die Situation, dass die Heizung es erfordert richtig bedient zu werden.Die Trägheit der Heizkörper, die von der relativ großen Masse der Gusseisenradiatoren herrührt, muss eingeplant werden. Angenommen es ist zu kalt, sollte ein Schüler das Heizungsventil z. B. zehn Minuten auf die höchste Stufe stellen, dann aber wieder auf eine mittlere Einstellung runterdrehen, weil die Gussheizkörper sich ansonsten enorm aufheizen. Diese Wärme wird von dem Material gespeichert und über die Zeit abgegeben.
Das müssen alle wissen. Nicht nur Lehrer, auch die Schüler.
Das wäre sinnvoll.
Aber es ist nicht der Fall. Sie planen Weiterbildungen für die Lehrer der THS.
Den Schülern und Lehrern an der THS ist überhaupt kein Vorwurf zu machen und es muss jetzt auch keiner erwarten, dass sie zum Heizungsfachmann oder zur Heizungsfachfrau weitergebildet werden. Bei den Modellen an der THS ist nur die Trägheit zu beachten, weswegen die Ventile anders bedient werden müssen, als man es vielleicht von Heizungen von zuhause gewohnt ist.
Ist nicht das grundlegende Prinzip falsch, wenn die Heizung überhaupt von Schülern und Lehrern betätigt werden muss? Ein Schüler hätte es meistens immer gerne wärmer oder kälter als die anderen und bedient das Ventil.
Wenn unterschiedliche Personen unterschiedliche Wärmebedürfnisse haben, kann man es per Definition nicht allen recht machen. Man muss schauen, dass ein Zwischenwert erreicht wird, mit dem die einen wie die anderen leben können.
Nochmal die Frage: Sollte man die Heizung voreinstellen, weil es in Schulen immer Personen geben wird, die eigenmächtig die Heizkörper „falsch“ bedienen?
Diese Ventile wurden von der Schule ausdrücklich erwünscht! Es gibt auch automatische Ventile, aber dort kommt dann die Kritik: Wir können die Heizung ja gar nicht einstellen! Der Austausch aller Heizkörper zu einem weniger trägen Modell würde enorme Summen voraussetzen, die wir nicht in der Lage sind zu zahlen, wenn dasselbe Ergebnis durch richtige Bedienung ermittelt werden kann. Noch können wir nicht sagen, wie teuer der Austausch wäre, lassen das aber ggf. prüfen.
Können Sie nun garantieren, dass nach den Fortbildungen keine Energie mehr verschwendet wird und die Heizkosten sinken?
Wie sollte ich das garantieren? Das würde bedeuten, alle Fenster müssten so gebaut werden, dass sie sich nicht öffnen lassen und alle Heizkörper müssten so gebaut werden, dass sie sich nicht bedienen lassen können. Ich glaube nicht, dass dies der Wunsch an der Schule ist. Freiheiten zu haben bedeutet auch Pflichten zu haben und verantwortungsvoll mit der Heizung umzugehen. Wir planen allerdings, die Vorlauftemperaturen zu reduzieren, sodass etwas kühleres Wasser die Heizkörper durchströmt.
Um welche Summe geht es bei den Energieverschwendungen?
Das weiß ich nicht, das ist überhaupt nicht messbar. Dazu müsste man wissen, wie viel Luftvolumen insgesamt durch die Fensteröffnung ausgetauscht wird, welche Temperatur die warme Luft gerade hat und ebenfalls die in die Räume gelangende kalte Luft, sowie welcher Anteil davon ohnehin für den Luftaustausch für Frischluft ausgetauscht wird. Diese Informationen sind nicht möglich. Wichtig ist, dass keine Energie unnötig verschwendet wird. Man muss wissen, dass diese Heizungen in einer Zeit erbaut wurden sind, wo der Wärmebedarf wesentlich höher war.
Nun gibt es an der Johannes-Brahms-Schule wohl ein ähnliches Modell. Warum ist niemandem aufgefallen, dass die Heizkosten an der THS zu hoch sind?
Ganz im Gegenteil, die THS hat niedrigere Heizkosten als JBS. So gab es keinen Anlass anzunehmen, dass die Heizungsanlage nicht gut funktioniert. Dem Anschein nach hatten wir alles richtig gemacht.
Hat die Stadt nicht eine gewisse Kontrollinstanz? Schließlich werden die Heizkosten von Steuergeldern bezahlt.
Das würde bedeuten, dass wir ins Blaue hinein alles erforschen – ob es zu warm oder zu kalt ist, ob es zu hell oder zu dunkel ist, usw. Nochmals: die Verbrauchswerte und deren Vergleich sind ja der Beleg, dass die Heizung an der Theodor- Heuss- Schule insgesamt gut funktioniert.
Nun ist in den letzten drei Jahren irgendetwas schiefgelaufen. Wer trägt dafür die Verantwortung?
Wem soll so etwas auffallen, wenn nicht den Menschen an der Schule. Niemandem wird ein Vorwurf gemacht, wir wollen solche Probleme konstruktiv erörtern. In der Regel werden Dinge, die nicht gut funktionieren, von der Schule an uns herangetragen – von den Menschen, die dort täglich sind. Das ist vollkommen in Ordnung, auf diese Informationen sind wir auch angewiesen.
Bereits 2009 soll das Thema angesprochen worden sein.
Herr Beimel hat die Heizungsproblematik 2009 angesprochen, es ging damals allerdings um ein anderes Thema. Der Vorschlag der Firma Schröder, an jedem Heizkörper ein Ventil anzubringen, hätte an dem Problem, worum es zurzeit geht, nichts geändert. An der THS sind in einzelnen Räumen bis zu 8 Heizkörper in Reihe geschaltet (meistens allerdings weniger), sodass wir damals mit der Befürchtung konfrontiert waren, dass die Wärme im letzten Heizkörper zum Teil gar nicht ankommt. Dieses Problem wurde durch eine auf dieses Thema spezialisiertes Ingenieurbüro geprüft und erörtert mit dem Ergebnis, dass eine Neuinvestition keinen Sinn macht. Seitdem hatten wir nichts mehr gehört und sind davon ausgegangen, dass alles funktionierte. Vor allem, da die THS nicht zögerlich ist, Dinge, die aus ihrer Sicht schlecht laufen, zu benennen. Auch Herrn Müller war das Problem nicht bekannt. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass dies keine Schelte an Herrn Beimel ist. Wir wollen konstruktiv zusammenarbeiten.
Warum renoviert man eigentlich 2/3 der Schule und 1/3 nicht?
Das soll noch kommen. Nur führt das Gebäudemanagement nunmal die Maßnahmen durch, die politisch gewollt und finanzierbar sind. Wir hätten in diesem Jahr den Innenhof komplett sanieren wollen, das war aber finanziell nicht möglich.
Gibt es ein realistisches Ziel für die noch ausstehenden Arbeiten an der THS?
Das Land muss den Haushalt der Stadt für 2012 noch genehmigen, welcher derzeit immerhin eine Teilsanierung des Innenhofes vorsieht. Insgesamt ist bekannt, wie die Finanzsituation der Stadt aussieht. Nämlich sehr bescheiden. Grundsätzlich ist vorgesehen, die Fassadensanierung an der Theodor- Heuss- Schule in den kommenden Jahren vollständig abzuschließen.
Zu guter Letzt: Werden diese Themen Ihrer Ansicht nach überdramatisiert?
Die Presse neigt schnell zum Kritisieren. Es wäre wünschenswert mehr direkt miteinander zu sprechen.
Herr Krämer, wir danken für das Gespräch!
Danke für den Bericht!
Mir fehlt nur die Frage warum in den Klassen- und Fachräumen nicht Ventile eingebaut wurden, mit denen nicht über z.B. 20°C geheizt werden kann? Die hätten in dieser Maximalstellung einen fest verschraubten Anschlag.
Auch die Frage, wie die Klassenräume z.Zt. zur 1.Stunde geheizt werden, ist für mich noch offen – das scheint ja nicht zu klappen, weil wohl niemand um spätestens 7 Uhr alle Heizungen in der ganzen Schule nach der Nachtabsenkung vorsorglich auf 20°C hochstellen kann?
Wenn die Thermostate in den Klassenräumen immer auf 20°C ständen, könnte das natürlich zentral über die Heizungsanlage geschehen – oder?
Ich hoffe, dass nach dem explosionsartigen Aufzeigen und Berichten von auch noch so manch anderen baulichen Mängeln jetzt die angesprochene konstruktive Zusammenarbeit stattfindet.
Martin
“Grundsätzlich ist vorgesehen, die Fassadensanierung an der Theodor- Heuss- Schule in den kommenden Jahren vollständig abzuschließen.”
In den kommenden Jahren? Das soll wohl ein schlechter Scherz sein. Naja, immerhin wurde nach Ewigkeiten das LOCH neben einem Fenster am Ende des Flurs bei den Musikräumen mal repariert. Wer soll sich über verschwendete Energie wundern wenn es Löcher in den Wänden gibt?
Vielleicht wäre die Finanzsituation nicht so bescheiden wenn weniger in Beamer und die “Farbgestaltung” der Räume der Sextaner investiert worden wäre. Überhaupt, die Unterstufe kriegt was weiß ich für Annehmlichkeiten und die Oberstufe kann gucken wo sie überhaupt genügend Stühle und Tische findet für die zu großen Kurse, nur um sich dann in Räume setzen zu können wo es die Decke runtertropft und wo in den Vorhängen bereits intelligentes Leben sich anzusiedeln scheint.