Ich wollte nur schnell etwas im Supermarkt zum Abendessen einkaufen und stehe an der Kasse an. Meine Sachen werden gescannt und ich werde gefragt, ob ich eine Plastiktüte haben möchte. Ich verneine und hole meine Stoffeinkaufstasche heraus. Und da ist er wieder – der schräge Blick auf dieses uncoole Ding. Ökomensch denkt der Kassierer, Müslimensch denken die anderen Kunden, die hinter mir anstehen.

Doch was soll an einem Stoffbeutel so verkehrt sein? Er ist nicht groß, nimmt in einer Tasche nicht viel Platz weg und hilft vor allem bei einem: Er schützt die Umwelt.

Doch andererseits, warum sollte man immer einen Beutel mit sich umher schleppen, wenn man an jeder Supermarktkasse einen für nur 10 Cent oder sogar gratis bekommt?

Jeder Deutsche verbraucht pro Jahr 65 Kunststofftüten, dabei beträgt die durchschnittliche Lebensdauer einer Plastiktüte nur 13 Minuten. Für diesen kurzen Zeitraum bleibt die Plastiktüte allerdings 100 bis 400 Jahre auf der Erde zurück und auch nach dieser enormen Zeitspanne ist sie immer noch nicht vollständig ökologisch abgebaut, sondern zerfällt nur in kleinere Teile.

Zudem werden Kunststofftüten aus Öl gemacht, einem nicht nachwachsenden Rohstoff. Und um Geld zu sparen, werden viele Plastiktüten so dünn hergestellt, dass man sie schon nach einmaligen Gebrauch wegschmeißen muss.
Noch dazu werden sie zu einer Gefahr für die Tierwelt, wenn sie erst einmal ins Meer oder in die Natur gelangen. Tiere verwechseln Plastiktüten oft mit etwas Essbarem. Schildkröten z.B. halten diese für Quallen und ersticken danach qualvoll.

Allerdings rechtfertigen Firmen die Herstellung mit den geringen Kosten und der einfachen Verarbeitung. Zudem werden sie häufig als Werbeträger genutzt. Viele Firmen drucken ihre Logos auf die Seiten der Tüten und hoffen somit auf einen Kundenzuwachs.

Papiertüten dagegen sind deutlich besser recycelbar und zersetzen sich viel schneller als Plastiktüten in Mülldeponien, allerdings sind auch diese immer noch nicht die beste Alternative.
In Bangladesh sind Plastiktüten seit 2008 total verboten, in China und vielen weiteren Ländern ist dies schon seit langem in Diskussion.

Allein in Los Angeles werden pro Jahr 2,3 Milliarden Plastiktüten verbraucht. Es gibt kaum einen See, ein Waldstück, eine Parkanlage oder eine Straße, wo nicht eine Plastiktüte herumliegt, so das Los Angeler Stadtparlament. Daher sind dort ebenfalls seit 2008 Plastiktüten total verboten.

Es folgten heftige Proteste von der Kunststoff-Lobby gegen das Verbot. Die “Save the Plastic Bag Coalition” argumentierte, das Verbot gefährde tausende Arbeitsplätze in der Branche. Trotzdem setzte die Los Angeler Stadtverwaltung ihr Verbot durch und forderte immer wieder zum Gebrauch von Stoffbeuteln auf.

Und da kommen wir wieder auf meinen Stoffbeutel zurück. Er ist die beste Alternative zur Plastiktüte und immer mehr Firmen produzieren Beutel mit den unterschiedlichsten Motiven.

H&M zum Beispiel entwarf im vergangenen halben Jahr mehrere Stoffbeutel. Beim Kauf schob man mir meinen Beutel automatisch in einer Plastiktüte über die Theke. Haben die da etwas Grundlegendes nicht mitbekommen?
Dem Kassierer und der wartenden Menschenschlange werfe ich einen trotzigen Blick zu und marschiere erhobenen Hauptes aus dem Supermarkt.

3 Kommentare

  1. Stofftüten sind umweltfreundlicher und stabiler. Man kann sie öfters als nur einmal benutzen. Mal ehrlich. Wer benutzt eine Plastiktüte mehr als ein mal?^^

  2. Super Artikel!
    Habe eine Abneigung gegen Plastiktüten und schäme mich nicht für meine Stofftasche.
    Die muss ja auch nicht immer beige sein … schickes schwarz, bunt bestickt und ich bin mir sicher, es wird noch zum Trend werden!!!

  3. Dankeschön! Genau so sehe ich das auch, mit einem guten Spruch dadrauf wird so eine Tasche richtig schön!

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