“Eine große Bereicherung für die Stadt Pinneberg”

Von Daniel

Endlich eine neue Zukunft für die Kaserne! Seit Jahren ist die Eggerstedt-Kaserne an der Raa ohne Benutzer. Nun hat die Stadt Pinneberg eine Fläche von etwa zwei Hektar an den Verein WABE e.V. verkauft. WABE betreut bereits 1700 Kinder in 21 Kindertageseinrichtungen. Der Verein hat die Absicht, eine neue, innovative „Bildungslandschaft“ auf dem ehemaligen Kasernengelände zu errichten. Der „Pressident“ traf sich mit Marcel Graff, Geschäftsführender Vorstand von WABE e.V., zum Gespräch.

Skizze der späteren “Bildungslandschaft” mit der Schule, der Kita, der Sporthalle und der Akademie.

THS-Pressident: Sie haben die Absicht, auf dem Gelände der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne eine Kindertagesstätte, eine Akademie für die Aus- und Fortbildung von Erziehern und eine Privatschule zu errichten.

Herr Graff: Genau, das stimmt.

Haben Sie noch andere Projekte auf diesem Gelände geplant?

Ja, es wird ebenfalls eine Sporthalle errichtet werden.

Die Baukosten für diese zahlreichen Vorhaben werden ja sicherlich sehr hoch sein. Glauben Sie, dass Ihre Angebote ausreichend angenommen werden, um die Kosten auszugleichen?

Ja, auf jeden Fall. Wir glauben, dass der Bedarf durchaus vorhanden ist, vor allem für die Kita. Die Stadt plant den Gesamtbedarf und die Prognosen zeigen bereits jetzt, dass die Kita voll belegt sein wird. Unsere Schule wird erst später eröffnet werden, aber wir gehen davon aus, dass auch dort der Bedarf sehr, sehr groß ist. Wir haben bereits Anfragen wann denn genau der Eröffnungstermin ist.

Es wurde also schon Interesse bekundet?

Ja, von mehreren Seiten. Beim Bau der Akademie werden wir finanziell in Vorleistung gehen müssen. Wir haben ja in Deutschland einen Fachkräftemangel, dem wir begegnen müssen und erhoffen uns eine deutliche Qualitätssteigerung der Fachkräfteausbildung, die auf unsere besondere Pädagogik der Offenen Arbeit zugeschnitten ist. Wir stehen zum Beispiel bereits im Austausch mit den Fachbehörden und dem Goethe-Institut in Madrid, um zu klären, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um Erzieher aus Spanien hier anerkennen und weiterqualifizieren zu lassen. Bisher ist die Gesamtfinanzierung der Akademie aber noch nicht restlich geklärt.

Wann könnte der Bau beginnen?

Mit dem Bau der Akademie könnte bereits im Frühjahr 2014 begonnen werden. Der Baubeginn der Schule ist für 2015 festgelegt. 2016 wird die Grundschule fertiggestellt sein. Die Sekundarstufe 1 entsprechend vier Jahre später.

Für wie viele Kinder stehen in der Kindertagesstätte Plätze zur Verfügung?

Es werden 100 Plätze zur Verfügung stehen. Davon sind 60 Elementarplätze und 40 Krippenplätze. Wir arbeiten nach dem Konzept der Offenen Arbeit und vertrauen auf die Entwicklungspotenziale der Kinder. Mit einer klaren Tagesstruktur und ausreichend Freispielmöglichkeiten fördern wir die Selbständigkeit und Phantasie der Kinder. Sie lernen bei uns in spielerischer Form in hellen, lichtdurchfluteten Räumen und mit sorgfältig ausgewählten Materialien. Dies geschieht in einer Atmosphäre, in der Entdeckungsfreude und Neugierde willkommen sind. Unsere pädagogischen Fachkräfte sehen sich als Lernbegleiter der Kinder. Sie befinden sich im engen Dialog mit ihnen und lassen sie an der Angebots- und Projektgestaltung teilhaben. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere WABE-Kita-Kinder eine spannende, fröhliche und wertvolle Bildungszeit erleben.

Ihre Schule wird eine Privatschule sein. Mit welchen monatlichen Kosten werden die Eltern der Schüler rechnen müssen?

Wir stehen ja noch in der Planung unseres Konzeptes, deshalb können wir noch keine ganz genaue Aussage über die Höhe des Schulgeldes treffen. Für ein Ganztagesangebot rechnen wir im Moment mit ca. 200 Euro pro Monat. Der Gesetzgeber sieht ja keine Vollfinanzierung von Privatschulen vor, so dass Eltern und Träger auf jeden Fall einen bestimmten Eigenbeitrag übernehmen müssen. Für Eltern mit geringem Einkommen wird es aber sicherlich Formen der Ermäßigung geben. Hierfür werden wir auch rechtzeitig das Gespräch mit den Behörden suchen und Partner, wie z.B. Banken benötigen.

Da Sie gerade „Partner“ ansprechen. Haben Sie Investoren für Ihr Bauvorhaben?

Wir finanzieren unsere Bauvorhaben selbst. Aber wir haben Partnerbanken, mit denen wir die Finanzierung durchführen.

Wie teuer wird das gesamte Bauprojekt werden?

Noch ist das sehr schwer zu sagen, denn im Moment planen wir die Bauentwicklungen für die nächsten sieben Jahre. Die Kita wird ca. 3 Mio. Euro kosten. Die Ausgaben für die Akademie sind noch unklar. Für beide Schultypen mit Turnhalle und eigenem Blockheizkraftwerk sind momentan 20 Mio. eingeplant.

Wie sehen die Pläne zur Erschließung des Geländes aus?

Die Erschließung des Geländes liegt in städtischer Hand. Es ist bereits ein Erschließungsplan erdacht worden. Noch befindet sich alles in der Baugenehmigungsphase. Die Straße wird saniert, Zufahrtsmöglichkeiten und Parkplätze sollen eingerichtet werden und meiner Meinung nach werden auch neue Busverbindungen benötigt. Erster Ansprechpartner für diese Frage ist allerdings die Stadt Pinneberg.

Haben sich Anwohner negativ über das Bauprojekt geäußert? Es wird ja wahrscheinlich zu einer erhöhten Lärmbelästigung kommen.

Mir sind keine negativen Äußerungen zu unserem Projekt bekannt. Die Bebauung des Gesamtgeländes stellt allerdings für einige Personen oder Personengruppen vor Ort ein Problem dar. Aber ich denke, dass das Bauvorhaben insgesamt eine große Bereicherung für die Stadt Pinneberg sein wird, wenn alles erst einmal fertig gestellt ist.

Auf dem Kasernengelände befinden sich Sportplätze, welche immer noch für Freizeitaktivitäten genutzt werden. Werden diese auch weiterhin vorhanden bleiben?

Ich persönlich würde mich freuen, wenn d iese weiterhin erhalten bleiben. Dafür ist jedoch ebenfalls die Stadt zuständig. Alles andere ist Spekulation.

Wann und warum hatten Sie die Idee, die Kaserne für Ihr Bauvorhaben zu erwerben?

Wir haben uns schon öfter mit der Stadtverwaltung beraten, weil wir eine zweite Kita in Pinneberg errichten wollten und dort auch eine hohe Nachfrage nach Betreuungs-plätzen verspüren. Konzeptionell wollten wir unsere erfolgreiche Pädagogik mit dem geplanten Neubau einer Schule über das bisher von uns betreute Krippen- und Elementaralter hinaus fortführen. Ein Wunsch den übrigens auch viele „WABE-Eltern“ äußern. Bei der damalige Bürgermeisterin Kristin Alheit stießen wir damit auf offene Ohren. Die ursprüngliche Idee kam uns ungefähr 2011.

Gab es Schwierigkeiten beim Erwerb des Kasernengeländes? War es schwierig sich mit der Stadt zu einigen?

Nein, es lief wirklich sehr gut. Aber es war ein etwas komplizierterer Vertrag, weil der Bund die Kaserne zuvor an die Stadt Pinneberg verkauft hat. Dieser Vertrag hat Auswirkung auf alle Nachkäufer, also auch auf uns. Und gerade bei Kasernengeländen muss man natürlich darauf achten, ob sich noch Munitionsmüll oder andere Altlasten auf dem Gelände befinden, sonst kann die Bewältigung solcher Probleme sehr teuer werden. Entsprechende Gutachten waren erforderlich.

Sie haben bereits mehrere Kitas gebaut. Sie haben also auf diesem Sektor einige Erfahrung gesammelt.

Ja, in den letzten dreieinhalb Jahren haben wir über 1000 neue Kita-Plätze geschaffen.

Sobald Planung und Bau abgeschlossen sind, werden Sie sicherlich viele Beschäftigte haben.

Ja. Wir haben bereits jetzt 350 Mitarbeiter und bis Ende des Jahres werden wir die 400 überschritten haben.

Und wie groß soll Ihre Schule werden?

Die Schule soll dreizügig sein. Zunächst bis Klasse vier, also Grundschule. Später wird die Sekundarstufe eins hinzukommen. So können wir die Kinder aus unserer Kita bis zum Beginn der Oberstufe begleiten. Für mich geht es darum, ein pädagogisches Konzept konsequent umzusetzen. Ich finde es wichtig, dass die Menschen dort unterstützt werden, wo sie Unterstützung brauchen. Das kann unser Konzept gewährleisten.

Können Sie bereits sagen, welche Firmen den Bau durchführen werden?

Nein. Das muss jeweils korrekt ausgeschrieben werden, da wir ja Fördermittel vom Bund, Land, Kreis und der Stadt beantragen. Dabei sind sehr strenge Auflagen zu beachten. Erst muss geplant werden. Dann muss diese Planung von den Architekten in Schriftform dargestellt werden. Anschließend wird ausgeschrieben und die interessierten Firmen schicken ihre Bewerbungen. Die Firma mit dem besten Angebot bekommt den Bauauftrag. Theoretisch sind Angebote aus ganz Deutschland möglich, aber natürlich wird keine Firma aus Bayern ihre Mitarbeiter die ganze Strecke nach Pinneberg schicken. Unserer Erfahrung nach sind Angebote von Firmen in einem Umkreis von 200 Kilometern wahrscheinlich.

Links: Marcel Graff, Geschäftsführender Vorstand
Mitte: Daniel Brüggert, THS-Pressident Redakteur
Rechts: Peter Nagel-Langenkamp, Öffentlichkeitsarbeit/Fundraising/Veranstaltungen

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