Pressident hat den ehemaligen Lehrer zu Hause besucht!

Jahrzehnte lang war er das Urgestein unserer Schule. Michael Horn-Antoni ist die Legende der THS. Seit Januar 2013 jedoch genießt er seinen Ruhestand. Er hat immer viel zu erzählen. Das war früher während seiner Lehrertätigkeit so und ist, wie wir bei unserem gemeinsamen Treffen merken, immer noch der Fall. Eigentlich wollten wir mit ihm nur über unsere Schülerzeitung sprechen, aber das war natürlich nicht möglich. Denn wer so viel zu erzählen hat, dem möchte man ja auch zuhören. Und das haben wir getan und schreiben das Erzählte jetzt einfach hier auf.

Monty Don, ein britischer Fernsehmoderator der BBC, marschiert für seine Sendung durch die schönsten Gärten Frankreichs. Dort macht er immer wieder neue Entdeckungen, erkundet das Land und erfreut sich über das grüne Spektakel, was ihm hier und dort geboten wird. Und immer wenn das passiert, sitzt Michael Horn-Antoni zusammen mit seiner Frau vor dem Fernseher und ist bestens gelaunt. Warum? Nein, es faszinieren ihn nicht etwa die schönen Gärten, die dort gezeigt werden. Die interessieren nämlich größtenteils nur seine Frau. Es ist der sympathische Mann aus England, welcher den Zuschauer durch die Sendung führt. Horn-Antoni erzählt, dass Moderator Monty Don ihn immer an unseren Schulleiter Herrn Beimel erinnern würde. Beide seien immer so fröhlich und glücklich. Und vom Aussehen her hätten sie auch eine gewisse Ähnlichkeit.

38 Jahre war er Lehrer an unserer Schule. Natürlich hat man da neben den Erinnerungen an unseren Schulleiter noch etliche, gar tausende andere Momente im Gedächtnis, die man so schnell nicht vergisst. Jedes Jahr kommen neue Schüler und Kollegen. Da würde einem nie langweilig werden. Das ist immer das Schöne an seinem Job gewesen, erzählt er. Die meisten seiner Schüler begleitete er von der Einschulung in die Orientierungsstufe bis zum Abitur. So habe man zu fast jedem Schüler irgendeine Erinnerung. Auch erzählt er, dass bei vielen schon während der Schullaufbahn klar gewesen sei, womit sie später ihr Geld verdienen würden. Natürlich gab es auch Überraschungen. So erlebte er einmal, wie einer seiner ehemaligen Schüler im Alkohol unterging und auf der Straße landete. Das wäre aber der einzige richtige negative Fall, der ihm in 38 Jahren begegnet sei. Die meisten Erinnerungen seien positiv. Er erzählt von einem Jungen, der kurz nach dem Abitur seine Computersoftware verkaufte und damit so viel Geld verdiente, dass er kurzerhand auswanderte. Auch erzählt er von einem kleinen Schüler, in seiner Schulzeit sehr still und schüchtern, der zur Zeit im Vorstand einer bekannten deutschen Versicherung sitzt und täglich mit Summen hantiert, die für ihn einen unvorstellbaren Wert hätten. Einen Fall müssen wir aber noch hervorheben: Michael Westphal galt in den 1980er als größtes deutsches Tennistalent. Er belegte einen Platz in der Top 50 der Weltrangliste und hatte eine Karriere à la Boris Becker vor sich. Im Jahre 1991 verstarb er an AIDS. Horn-Antoni erzählt, wie er ihn eines Tages zufällig im Bus traf. Westphal war auf dem Weg zum Rothenbaum, dort wo sich das berühmte Tennisstadion und die Zentrales des Deutschen Tennis Bundes befindet, um dort für ein internationales Turnier in Asien zu trainieren. Zu unserer Verwunderung sagt Herr Horn-Antoni auch noch, dass sich jeder Lehrer für jeden seiner Schüler interessiere. Wir selbst teilen diese Ansicht zwar nicht und haben auch manchmal das Gefühl, dass wir den Lehrern eigentlich relativ egal sind. Aber wer Herr Horn-Antoni nicht glaubt, sollte sich nur dieses Zitat von ihm zu Herzen nehmen: “Natürlich interessieren sich die Lehrer für ihre Schüler. Immer und überall. Stellt euch vor, die Schüler wären alle tot. Was sollen die Lehrer denn dann machen? Die wären alle arbeitslos. Das geht doch nicht.” Da wird wohl was Wahres dran sein.

Viele, von Schülern geschaffenen, Arbeitsgruppen, wie zum Beispiel der Chor oder frühere Schülerzeitungen haben sich von selbst erfolgreich aufgebaut. Aufgrund von schlechter Nachwuchsplanung sind diese jedoch nach kurzer Zeit des Erfolges wieder eingegangen. Das hat Herr Horn-Antoni immer wieder beobachten können. Daran sehe man, dass Nachhaltigkeit immer und überall wichtig ist. So sollten wir als THS-Pressident auch auf unsere Nachwuchsplanung achten, denn schließlich möchte er unsere Schülerzeitung noch lange  lesen. Als wir Herrn Horn-Antoni auf eine andere Art der Nachhaltigkeit ansprechen, nämlich der baulichen Entwicklung unserer Schule, kommt er aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Wörter wie “katastrophal” oder “grausam” fallen. Auf die Frage, wer oder was hier die Fehler begangen hat, will er nicht antworten. Er sagt nur so viel: Hätte man in den 60er Jahren verantwortungsvoller gebaut, also mit mehr Nachhaltigkeit, wäre die Situation heute bestimmt nicht allzu “katastrophal” und “grausam”.

Als im Jahre 1997 Prinzessin Diana in Paris bei einem Autounfall tödlich verunglückte und sich die Medien auch noch Monate danach an Verschwörungstheorien die Zähne ausbissen, nutzte Herr Horn-Antoni die Gunst der Stunde und schrieb für die damalige Schülerzeitung unserer Schule einen Gastbeitrag. In diesem setzte er eine neue, völlig erfundenen Verschwörungstheorie in die Luft. So war in diesem Artikel plötzlich die Popband “The Beach Boys” die Verursacher des Autounfall. Er schaffte es in wenigen Zeilen, mit seiner erfundenen Geschichte die ganze Schule zu verwirren. Und so kam es dazu, dass viele Schüler ihn dazu aufforderten, die Geschichte weiterzuschreiben. Das geschah allerdings nie.

In der heutigen Zeit fühlt sich Herr Horn-Antoni nur teilweise zu Hause. Er lebt nach eigener Aussage in einer “Parallelwelt”. Das ganze Digitale sei ja schön und gut, er würde das Internet ja auch nutzen. Aber ein bisschen altmodisch soll man schon noch sein. Neben seinem digitalen besitzt er nämlich auch noch ein analoges Archiv. Ganz altmodisch und traditionell im eigenen Keller. Er vermisse bei vielen die Erhaltung der alten Werte. Einfach mal ein Gespräch führen, ohne dabei ein Smartphone in der Hand zu halten. Verständlich, wie wir finden. Im Besitz des eben erwähnten Smartphone ist er nicht. Er selbst hat noch ein altes Handy mit Tasten, welches er kaum benutzt. Meistens lässt er es sogar zu Hause, wenn er irgendwo hinfährt. Er genießt lieber die Ruhe und will nicht überall erreichbar sein.

Die freie Zeit, die ihm sein Ruhestand jetzt ermöglicht, nutzt er vor allem um zu reisen. Fünf Reisen sind es jetzt schon seit Ende seiner Arbeitszeit. Im vergangenen Jahr war er schon einmal lange im Frankreich. Da fährt er diesen Frühling auch wieder hin. Er besucht einen alten Freund, der Musiklehrer in Paris ist. Außerdem spielt er in seinen freien Zeit ab und zu mal auf einer Orgel und hat in letzter Zeit auch schon mehrere Konzerte gegeben. Am meisten schätzt er am Ruhestand jedoch die Entscheidungsfreiheit. Er kann einfach machen, was er will, einfach verreisen, wann er will und vor allem: schlafen so lange er möchte. In seiner Zeit als Lehrer ist er jeden Abend um 22:30 Uhr ins Bett gegangen, um dann am nächsten Morgen um 6:00 Uhr aufzustehen. Seitdem er aber in Rente ist, hat er seinen Bio-Rhythmus um drei Stunden nach hinten verschoben. Ins Bett geht er jetzt erst um 02:00 Uhr und schläft dementsprechend am nächsten Morgen auch deutlich länger – bis 10:00 Uhr.

Herr Horn-Antoni hat jetzt erstmal wieder Zeit, neuen Gesprächsstoff zu finden. Das Wichtigste ist jetzt hier aufgeschrieben. Als wir uns von ihm, seiner Frau und dem gemeinsamen Hund Ilse verabschieden, hat er uns ein neues Gespräch im nächsten Jahr bereits zugesichert. Bis dahin wird er weiterhin die Menschheit mit seinem kritischen Blick betrachten, neue Orte auf der Welt kennenlernen und irgendwann wird er erfahren, dass Herr Beimel in seinem ersten Leben mal Moderator bei der BBC war und für seinen Job durch französische Gärten stolziert ist. Da sind wir uns ganz sicher.

Horn-Antoni wie er lacht und lebt!

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